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Ortsgruppen

Lauschen dem Rauschen der Turbinen

Reaktionen auf den SZ-Artikel

Von: Dr. Josef Paukner [mailto:p  ]

Gesendet: Donnerstag, 15. März 2012 16:08

An: Korbinian Schmidhammer; Info E-Mails Ramsau.de; berchtesgadener-land@bund-naturschutz.de

Betreff: Absage an Ramsau

Sehr geehrte Damen und Herren,

bislang hatten wir geplant, im Sommer einen runden Hochzeitstag bei einem Urlaub mit der Familie in einem schönen Hotel bei Ramsau zu feiern. Wir wollten wandern und Natur genießen. Wir waren bislang immer wieder gerne in der Gemeinde Ramsau zu Gast. Die Meldungen über den Bau eines Kraftwerks im Zauberwald veranlassen uns nun, ein anderes Ziel zu suchen.

Als Naturfreunde scheinen wir nicht mehr ins Profil der Gemeinde Ramsau zu passen. Vielleicht sollte die Gemeinde sich neue Zielgruppen suchen, die sich bei „Techno-Freaks“ finden lassen. „Juwel in malerischer Landschaft“, „Lassen Sie sich verzaubern, genießen Sie dieses landschaftliche Juwel und verweilen Sie am malerischen Hintersee“ – das passt nicht zur Kraftwerksgemeinde. Vielleicht wäre „Saubärwald“ treffender als das alte „Zauberwald“. Vorschläge für neue Slogans: „Wir lauschen dem Rauschen der Turbinen!“, „Freeway an der Wasserleitung“, „Endlich wasserfrei – der Bach am Hintersee!“.

Es ist schade, dass für ein paar Kilowatt ein derart schöner Ort am Hintersee ruiniert werden soll.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Josef Paukner

 

In seiner Antwort schreibt Bürgermeister Herbert Gschoßmann u.a.:

Für eine "saubere Energie" sind verträgliche Kompromisse erforderlich. Ich gehe davon aus, dass Sie mir da zustimmen, wobei ich hier insbesondere das Wort "verträglich" betone.

 Bei der geplanten Maßnahme am Hintersee ist dieses Wort zutreffend.

Das sehen offenbar nicht viele so - die BN-Kreisgruppe Traunstein u. a. sagte uns spontan ihre Unterstützung zu als sie von den Plänen erfuhr - im Dezember 2011 unterschrieben innerhalb weniger Tage mehr als 100 Touristen am Hintersee voller Empörung die Einwendungen gegen das Projekt - und Bürgermeister Herbert Gschoßmann schreibt selbst einschränkend:

 Ganz abgesehen davon ist aus heutiger Sicht nicht absehbar, ob dieses Projekt überhaupt von den zuständigen Behörden genehmigt wird. Insofern sollte es derzeit gar keine Meldungen über den Bau eines Kraftwerkes geben können, allenfalls Meldungen über ein Vorhaben dieser Art mit allen Fragezeichen zum jetzigen Zeitpunkt.

Dann müssen wir uns schon fragen, weshalb dieser unsägliche Antrag nicht sofort zurückgezogen wird!!

 

Nutzen nicht erkennbar

Kleinstwasserkraftanlage am Hintersee ist abzulehnen

 

(06.01.2012) Der Ausstieg aus der Atomenergie wird zunehmend benutzt, Anlagen zur Energieerzeugung in ökologisch besonders wertvollen Gebieten mit hohem Erholungs- und Tourismusnutzen bauen zu wollen. Die Zahl der Kleinwasserkaftanlagen schätzte das Umweltbundesamtes 2010 auf rund 7200. Sie erzeugen im Vergleich zu 400 großen Wasserkraftanlagen etwa 7% des elektrischen Stroms, d.h. ihr Anteil an der Gesamtstromerzeugung liegt bei rund 0,3 Prozent.

<link file:73137 _blank>Stellungnahme im Wortlaut

Am Hintersee / Zauberwald, einem wegen seiner einzigartigen landschaftlichen Schönheit vom Bayerischen Umweltministerium ausgezeichneten Geotop, direkt in Nachbarschaft zum Nationalpark, soll nach dem vorliegenden Antrag eine Kleinstwasserkraftanlage (KWA) errichtet werden. Deren elektrische Leistung liegt bei weniger als 50 kW, im Gegensatz zu großen Wasserkraftanlagen, die über eine Turbinenleistung von mehr als 1 Megawatt verfügen.

Wie nachteilig sich Gewässer bei Ausleitungskraftwerken verändern, kann jeder an zahlreichen Fließgewässern im Talkessel beobachten. Meist bleiben nach dem Bau nur traurige Rinnsale im Bach- oder Flussbett zurück, so dass Fische zur leichten Beute der Fischreiher und anderer Fressfeinde werden, auch weil häufig die vorgeschriebenen Restwassermengen zugunsten der Stromerzeugung unterschritten werden. Fische und Fischnährtiere gelangen über die Ausleitungsstrecken in die Turbinen der Kraftwerke, die sie überwiegend mit letalen (tödlichen) Schäden verlassen. Von daher ist es den Naturschützern unbegreiflich, dass nun auch ein Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamtes, dem die ökologischen Zusammenhänge und Auswirkungen ja geläufig sind, über eine Gesellschaft des bürgerlichen Rechts den Bau einer solchen Anlage in einem landschaftlich besonders reizvollen Gebiet beantragt.

 

Zwar ist am Hintersee eine Fischaufstiegshilfe geplant, aber mit höchst zweifelhaftem Nutzen. Wie es im Antrag heißt, gibt es flussabwärts noch zahlreiche weitere Abstürze in der Ramsauer Ache und erst nach dem Bau der Anlage könne geprüft werden, ob die Schaffung der Durchgängigkeit an sich anschließenden Abstürzen möglich und sinnvoll ist.

 

In dem Antrag heißt es, die gewässerökologische Durchgängigkeit wird verbessert, weil Fische des Hintersees in den Bach zum Laichen wandern können. Aber da sich die gewässerökologische Wertigkeit durch die künftig geringe Wassermenge - von ca. 1000l/s auf 80l/s bzw. 5l/s -  im Vergleich zum Istzustand dramatisch verschlechtert, relativiert sich der positive Effekt. Zur Farce wird er, wenn sich die wenige Meter flussabwärts anschließenden Abstürze als nicht überwindbar erweisen. Aus der Formulierung, dass erst nach Bau der Anlage geprüft werden kann, ob die Schaffung der Durchgängigkeit an sich anschließenden Abstürzen möglich und sinnvoll ist, muss der BN auf Grund bisheriger Erfahrungen bei Vorhaben in sensiblen Bereichen schlussfolgern, dass dieses Kleinstwasserkraftwerk den Startpunkt für weitere Bauwerke liefern soll. Diese können dann damit begründet, dass bereits eine Anlage vorhanden ist und nur mit dem Bau weiterer Anlagen ein größere Abschnitt der Ramsauer Ache durchgängig gemacht werden kann. Über die letalen Schäden der Fische und Fischnährtiere durch den Druckunterschied in der Turbine findet sich im Antrag nichts.

 

Bereits im jetzigen Antrag wird immer wieder auf Eingriffe zur Relativierung hingewiesen, wie der,’bereits für den Bau des Pegelhauses vom Wasserwirtschaftsamt wurde eine Baustraße geschaffen, die reaktiviert wird’, oder ‚im kartierten Biotop wurden schon Borkenkäferbäume gefällt und man verhindert künftig nur, dass auf der Rohrleitungstrasse wieder Bäume aufwachsen’. Überhaupt wird der Eingriff in das Landschaftsbild durch die Leitungstrasse stark geschönt. Für das Gussrohr mit einem Durchmesser von einem Meter in einer schnurgerade verlaufenden Trasse müssen alle Unebenheiten, die durch den Felssturz vor mehreren tausend Jahren entstanden und den besonderen Reiz dieser Landschaft ausmachen, beseitigt werden. Der betroffene Abschnitt ist sowohl vom See-Rundwanderweg als auch dem Fußweg entlang der Ache gut einsehbar, für den die Gemeinde selbst so wirbt: ‚Zauberwald am Hintersee - das Juwel in malerischer Landschaft. Lassen Sie sich verzaubern, genießen Sie dieses landschaftliche Juwel und verweilen Sie am malerischen Hintersee, der auch schon viele Künstler in seinen Bann zog.’

Sollen sich die Wanderer künftig von einem Kleinstwasserkraftwerk verzaubern lassen von denen es rund 7200 in Deutschland gibt oder dem Zauberwald, der einmalig ist?

Noch bis 09. Januar 2012 können Einwendungen gegen das Projekt bei der Gemeinde Ramsau oder dem Landratsamt eingereicht werden.