Hallthurmmoos braucht Schutz
Hallthurmmoos in Gefahr
Die Auffüllarbeiten und Grabenaustiefungen am Hallthurmmoos zwischen Lattengebirge und Untersberg werden von Naturschützern und Wanderern mit größter Sorge beobachtet. Zunächst bestand die Hoffnung, dass der Naturschutz direkt angrenzend 5ha kaufen kann, da der Eigentümer ausdrücklich den Zustand seiner Flächen erhalten sehen wollte. Aber dann kam alles ganz anders.
Jeder, der über Bad Reichenhall auf der B20 nach Berchtesgaden fährt, passiert das landschaftlich einmalige Hallthurmmoos, zwischen Lattengebirge und Untersberg gelegen. Seine Entstehung verdankt das Moos einem riesigen Felssturz aus der Westflanke des 1769 m hohen Hirschangerkopfes im Untersbergmassiv.
‚Nach dem was wir hier seit 2006 beobachten, sind die Tage des Moores wohl gezählt,’ so Kreisvorsitzende Rita Poser. In 2006 war der Blasihof versteigert worden und befindet sich seitdem in Besitz eines Tiefbauunternehmers. Zunächst begann eine noch immer währende großangelegte Auffüllaktion der Wiesen, zur besseren landwirtschaftlichen Nutzung, wie es heißt. Tatsächlich wurde dort neben Bodenaushub auch wiederholt ungenehmigt Bauschutt kostengünstig abgelagert und die Aufschüttungen erreichen Höhen von mehreren Metern. Des weiteren wurde auch schon bei der Alpenbiotopkartierung im Auftrag des Landesamtes für Umweltschutz 2006 festgehalten: massive Grabenräumung mit Tiefen von 2,50 m, um die geschützten Feuchtflächen zu entwässern. Was seither auch nur noch selten zu beobachten ist – der sogenannte Blasi-See. Auch wurde eine Straße rund um das Gelände und verbotenerweise auch in die 13d-Fläche hinein angelegt. Zwar musste dieses Teilstück zurückgebaut werden, aber wie man jetzt feststellen kann, erfolgte der Rückbau nur scheinbar, d.h. nur oberflächlich wurde der Schotter wieder entfernt.
Als der Kreisgruppe des Bund Naturschutz i.B.e.V (BN) das angrenzende Grundstück von etwas mehr als 5 ha im Herbst 2007 zum Kauf angeboten wurde, weil der Verkäufer u.a. mit Entsetzen die Auffüllaktivitäten beobachtete und wie er sagte, deshalb lieber an den Naturschutz verkaufe, begann man die Formalitäten für den Kauf abzuarbeiten. Wichtigste Voraussetzung ist eine hohe ökologische Wertigkeit. Wie sich im Verlauf der Bearbeitung herausstellte, finden sich auf der 13d–Fläche (nach Bayerischem Naturschutzgesetz geschützt) solche Raritäten - in der Roten Liste heißt es „stark gefährdet“ - wie der Lungenenzian, die Sumpfschrecke und die Lauchschrecke.
Da auf der Fläche auch der Wiesenknopf zahlreich vertreten ist, kann man davon ausgehen, das auch Vorkommen des Hellen und Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings (Anhang II der FFH-Richtlinie geschützte Arten) vorhanden sind. Mit jedem Fund wuchs die Freude bei den Naturschützern darüber, dass es gelingen wird, diese im Landkreis einzigartige wunderschöne Fläche mit ihren Naturschätzen dauerhaft für die Bevölkerung, Wanderer und Touristen zu sichern. Ziel war dabei auch, dem Verkäufer einen fairen Preis zu zahlen. Nachdem eine positive Stellungnahme der Unteren Naturschutzbehörde und das Schreiben des Gutachterausschusses zum Preis vorlag, fand Ende August 2008 ein letztes Treffen mit dem Verkäufer statt, bei dem der endgültige Kaufpreis vereinbart wurde.
Danach gingen die Unterlagen an den Landesvorstand des BN und wurden auch dem Bayerischen Naturschutzfonds wegen der Förderung zur Bearbeitung vorgelegt. ‚Da dem Schutz der Moore beim Klimawandel eine ganz besondere Rolle zukommt, war zusammen mit den Vorkommen der stark gefährdeten Arten - Lungenenzian, Sumpfschrecke, Lauchschrecke –unser Antrag für eine finanzielle Förderung sehr gut aufgestellt’, so die Kreisvorsitzende. Um so größer war dann die Überraschung beim BN, als sie zufällig erfuhren, dass die Fläche doch an den Tiefbauunternehmer verkauft worden sein soll. ‚Da sie natürlich Gewissheit haben wollten, rief die Kreisvorsitzende mehrfach beim Verkäufer an, aber sie konnte nur auf den Anrufbeantworter sprechen. Außerdem war der geplante Kauf des Hallthurmer Mooses Leitartikel der BN-Kreiszeitung, die in diesen Tagen zum Drucken ging.
Nach mehr als zwei Wochen kam dann ein Anruf des Verkäufers, dass es zwei gute und eine schlechte Nachricht gibt. Die schlechte – das Angebot des Tiefbauunternehmers war so überwältigend, dass er nicht ablehnen konnte, zu den guten – er möchte dem BN eine Spende machen. ‚Dass wir das nicht annehmen, kann man sich natürlich gut vorstellen,’ so stellvertretender Vorsitzender Erich Prechtl, der beim Verkaufsgespräch zugegen war. ‚Es hat den Anschein, als wurden wir nur benutzt, um den Kaufpreis in die Höhe zu treiben, denn ein ordentlicher Geschäftsmann hätte uns spätestens dann informiert, als er vom neuen Angebot so überwältigt war, dass er meinte, es annehmen müssen.’ ist Rita Poser überzeugt.
Aber alles hat auch positive Effekte. So hat der Tiefbaubauunternehmer in diesem Herbst die Fläche gemäht, wodurch sich z. B. die Bestände des konkurrenzschwachen Lungenenzians verbesser können. Einen weiteren Vorteil erkennen die Naturschützer in den neuen und umfangreichen Kenntnissen zur Schutzwürdigkeit der Fläche. Und weil in Zeiten des Klimawandels der Erhaltung der Moore eine ganz besondere Bedeutung zukommt, gibt es auch ein spezielles Schutzprogramm der Bayerischen Staatsregierung.