BUND folgt Ministerium:
Alternativen zu Straßenbauvorhaben in Bayern
Bundesverkehrswegeplanung muss finanziell realistischer, am Bedarf orientierter und flächenschonender werden
(26.08.2013) Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), dem der BUND Naturschutz als Landesverband angehört, nutzt sein Recht, bei den zuständi-gen Verwaltungen frühzeitig eigene Vorschläge zu den Straßenbauvorhaben einzureichen. Diese müssen jetzt auch von den Straßenbauverwaltungen geprüft und anschließend zur Anmeldung beim Bundesverkehrsministerium auf-bereitet werden. Die Bayerische Staatsregierung hat zwar schon ihre Anmeldung für den Bundesverkehrswegeplan vorgenommen, dabei hat man einen vollkommen überzogenen Wunschkatalog aufgestellt, der schon aus finanzieller Hinsicht absolut unrealistisch ist. So kritisieren die Kreisgruppen entlang der A8 die überzogenen Ausbauvariante mit 6 + 2 Fahrstreifen sowie der Neutras-sierung bei Piding mit der sogenannten Nordumfahrung.
Im Vordergrund müssen die Interessen der Bürger stehen, zum einen was den Lärmschutz anbetrifft und zum anderen die Kosten. Unter diesen Aspekten erledigen sich die überzogenen Ausbauforderungen von selbst, die zur Zerstörung unserer Voralpenlandschaft führen. Unvergessen bleibt für Kreisvorsitzende Rita Poser die Beschreibung von basarartigen Zuständen im Verkehrsausschuss des Bundestages durch profunde Kenner, wenn es um die Einstufung in den Bedarfsplan geht. ‚Dabei lassen sich solche Entscheidung an objektiven Kriterien festmachen,’ so Poser weiter. Angesichts der Verdopp-lung der A8-Ausbaukosten muss Verkehrsminister Ramsauer die Reißleine ziehen.
Als Alternative zur teuren, umweltschädlichen und vor allem verkehrlich frag-würdigen „Ortsumfahrung Bad Reichenhall mit Kirchholz- und Stadtbergtun-nel“, schlägt die Ortsgruppe Bad Reichenhall und Umgebung mit der Kreis-gruppe Berchtesgadener Land, dem Landesverband und dem Bund für Um-welt und Naturschutz Deutschland (BUND) der Bayerischen Staatsregierung den Ausbau nach der so bezeichneten Hunger-Alternative vor. Diese Alternati-ve ist um ein vielfaches kostengünstiger, umweltschonender und führt zu einer schnellen und spürbaren Verbesserung der Verkehrslage in unserer Region.
Peter Renoth, von der Ortsgruppe Bund Naturschutz Bad Reichenhall: „Bei der Erstellung des neuen Bundesverkehrswegeplans müssen Alternativen geprüft werden, die Natur und Landschaft schonen und zur Verringerung von Lärm und Schadstoffen beitragen. Wir fordern die Staatsregierung auf, unrealisti-sche, überteuerte und umweltschädliche Straßenbauplanungen zurückzuzie-hen. Stattdessen muss sich die Landesregierung - so wie von Bundesver-kehrsminister Peter Ramsauer verlangt - auf jene Projekte konzentrieren, die tatsächlich zur Verringerung des Verkehrs und damit zu einer Entlastung der Umwelt führen. Wir fordern Innenminister Joachim Herrmann auf, die von uns erarbeiteten Alternativen umgehend bei Minister Ramsauer in Berlin einzureichen.“
Die bisherige Straßenbauplanung des Landes Bayern widerspricht den Vorgaben des Bundes, die u. a. den Erhalt der Straßen vor Neubau oder einen Aus-bau vor Neubau vorsähen. Zur „Ortsumfahrung Bad Reichenhall mit Kirchholz- und Stadtbergtunnel“ hat zudem bisher keine Bürgerbeteiligung stattgefunden, um verschiedene Varianten miteinander vergleichen zu können, sagte Peter Renoth. Deshalb habe die Orts- und Kreisgruppe, zusammen mit dem Landesverband des Bund Naturschutz in Bayern von ihrem Recht Gebrauch gemacht, eigene Vorschläge zur Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur vorzulegen. Im Dezember 2012 habe das Bundesverkehrsministerium dazu aufgerufen, Alternativen zu prüfen und diese dann einzureichen.
Rita Poser, „Bislang wurden die Bevölkerung und die Umweltverbände viel zu wenig in die Straßenbauplanung einbezogen. Unsere Landschaft darf nicht über den Schutz der Natur hinweg, an den Bedürfnissen der Bürger vorbei und allen Haushaltsengpässen zum Trotz weiter zubetoniert werden. Und was den Lärmschutz anbetrifft, so zeigt uns Österreich, wie es geht. Die angestaubten deutschen gesetzlichen Vorgaben gehören endlich der Lebenswirklichkeit angepasst.“
Ein BUND-Hintergrundpapier zur Bundesverkehrswegeplanung, die BUND-Liste der 30 Alternativvorschläge bundesweiter Straßenbauvorhaben sowie eine Deutschlandkarte dazu finden Sie im Internet unter
www.mobil-statt-verplant.de/alternativen
Pressekontakt: Rita Poser, Kreisgruppe Berchtesgadener Land,
Tel. 08652 978767
Unterstützung der Entscheidung für Ausbau der Bestandstrasse A8 bei Piding
(22.01.2015) Die Naturschutzverbände, die Bürgerinitiativen ‚Bürger setzen Grenzen’, ‚Autobahnfreier Högl’, und GRÜNE haben sich von Anfang gegen eine Neutrassierung der A8 auf der Nordumfahrung mit dem Ausbaustandard 6 plus 2 Fahrstreifen ausgesprochen. Von daher findet die Entscheidung der Autobahndirektion Südbayern zum Ausbau der Bestandstrasse überwiegend Zustimmung. Allerdings zeigt sich hier der große Nachteil, dass bei der Variantenwahl der Anbau von Standstreifen – also 4 plus 2 – gleich zu Beginn des Dialogverfahrens ausgeschieden wurde. Denn auch jetzt lässt sich die Notwendigkeit eines 6 plus 2 –Ausbaus mit der aktuellen Verkehrsprognose, die von einer durchschnittlichen täglichen Verkehrsmenge von 50.000 Fahrzeugen im Jahr 2030 ausgeht, nicht begründen.
Lärmschutz
Als Argument für den 6 plus 2 -Ausbau wird immer wieder behauptet, dass dies Voraussetzung für den Lärmschutz ist. Nach Ansicht der Kritiker kann es nicht sein, dass es vom Gesetzgeber untersagt wird, bei dem Anbau von Standstreifen Lärmvorsorgewerte einzuhalten und es billigend in Kauf genommen wird, die Gesundheit sowie Lebensqualität der Bürger zu beeinträchtigen. Deutliche Mehrkosten beim Ausbau 6 plus2 und dem späteren Unterhalt sind im Vergleich zu Kosten für den Schutz der Bürger offenbar nachrangig, kritisierte BN-Kreisvorsitzende Rita Poser. Marlis Neuhierl-Huber, die Vorsitzende der BI „Bürger setzen Grenzen“ ergänzte, dass man im Abschnitt von Rosenheim bis zum Bernauer Berg die Karten offen auf den Tisch gelegt habe. Im Zuge der dort durchgeführten Planfeststellungsverfahren wurde klar, dass der Lärmschutz, auch bei einem sechsstreifigen Ausbau, nur eines zu sein hat: nämlich möglichst kostengünstig. Wie es den Anwohnern mit einer doppelt so breiten Autobahn später erginge, interessiert die Verantwortlichen dann nicht mehr.
Naturschutz
Aus Sicht des Naturschutzes ist es richtig, dass durch den Verzicht auf die Nordumfahrung eine Neuzerschneidung der Landschaft mit einem erheblichen Flächenverbrauch in den Gemeinden Anger und Piding vermieden wird. Wichtige Habitate, wie u. a. für die im Landkreis immer seltener werdende Gelbbauchunke, bleiben erhalten. Auch bei der Betroffenheit von europäisch geschützten Vogelarten schneidet die Bestandsvariante besser ab, da u. a. ein Braunkehlchenrevier durch die Nordumfahrung verloren ginge.
Das gilt ebenso für die Betroffenheit von Arten des Anhangs IV der FFH-Richtlinie wie z. B. dem Eisvogel, zahlreichen Fledermaus- und Schmetterlingsarten, die beim Bestandsbau deutlich geringer ist, ergänzt die Kreisgruppe des LBV. Bei einem 4 plus 2 –Ausbau, wie ihn die Naturschutzverbände und Bürgerinitiative fordern, wären die Beeinträchtigungen noch einmal geringer, weil die Ein- und Ausschleifungen kleiner ausfallen und gerade für Fledermäuse und Vögel die Kollisionsgefahr beim Überquerungsflug geringer wäre. Auch ein Tempolimit trüge erheblich dazu bei, dass Vögel und Fledermäuse noch ausweichen können und die Lärmschutzwände in der jetzt geplanten Höhe nicht erforderlich wären.
Flächenverbrauch und Landwirtschaft
Der deutlich geringere Flächenverbrauch beim Bestandsausbau erspart den Landwirten erhebliche Flächenverluste. Damit ist die Existenzgefährdung geringer und es bleiben mehr hiesige Landwirte der Pidinger Molkerei als Milchlieferanten erhalten. Nicht unterschätzt werden darf, wie sich Flächenverbrauch auf das Grundwasser auswirkt. Je weniger Flächen zur Verfügung stehen, desto mehr Gülle muss pro Hektar ausgebracht werden und durch die höhere Nitratzufuhr wird das Grundwasser belastet sowie die Trinkwasserqualität gefährdet. Ein weiterer positiver Effekt der Bestandstrasse ist der Erhalt des Högls als Naherholungsgebiet.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass mit der Bestandsvariante und insbesondere mit der 4 plus 2 -Ausführung sowie einem Lärmschutz gemäß den Vorsorgewerten die negativen Auswirkungen auf Anwohner, Boden, Natur, Landschaftund Umwelt erheblich geringer sind. Die Vorteile einer 4 plus 2-Lösung sollten deshalb bei der Klausurtagung des Pidinger Gemeinderates Berücksichtigung finden.
gez. Rita Poser Marlis Neuhierl-Huber Peter Friedrich
A8-Planungsdialog
Fazit des Bund Naturschutz
(29.11.2010) Die Vorgehensweise zur Variantenauswahl ist für den Bund Naturschutz objektiv nicht nachvollziehbar.
Dem Anliegen des Natur- und Umweltschutzes, die Lebensqualität der Menschen zu erhalten und zu verbessern, war nur eine Randerscheinung, darüber konnten die Debatten zur Gewichtung einzelner Kriterien nicht hinwegtäuschen.
Warum Randerscheinung?
Das Gutachten von Dr. Hunger belegte schon zu Beginn des Planungsdialogs, dass 4+2 für die Verkehrsmengen ausreichend ist, was auch von Prof. Kurzak und der ABDS bestätigt wurde, wie auch die aktuelle Bedarfsanalyse des Bundesverkehrsministeriums, die besagt, dass zwischen Chiemsee und Landesgrenze bis 2025 werktäglich max. 60.000 Fahrzeuge fahren.
Um die Zustimmung der Gemeinden zu bekommen, hieß es, nur bei 6+2 gibt es Lärmschutz.
Angesichts solcher strategischer Fehlplanungen ist es kein Wunder, wenn der Staat inzwischen mit rund 1,7 Billionen Euro verschuldet ist und die Bürger vor Ort allmählich zornig werden, wenn Millionen für einen nicht benötigten Ausbaustandard ausgegeben werden, damit ein paar Autofahrer mit Geschwindigkeiten fahren können, die bei der der Lärmberechnung nicht berücksichtigt werden.
Der Bund Naturschutz hat ausdrücklich nicht dafür gestritten, dass Natur und Landschaft eine höhere Gewichtung erhalten, da eine Ausbauvariante 6+2 im Vergleich zu 4+2 derart massive Eingriffe verursacht, die alles andere in den Schatten stellen. Die Nordumfahrung Piding nimmt hier eine besondere Rolle ein. Durch die Neuzerschneidung werden landwirtschaftliche Flächen verbraucht und zerschnitten, die durch den Trassenrückbau nicht zu ersetzen sind. Aber genau das suggerieren die Gewichtungen, man gewinnt als Außenstehender gar den Eindruck, dass es günstiger ist, neue Flächen in Anspruch zu nehmen. Nicht glaubhaft ist, dass die Existenzbedrohung für Landwirte aus Datenschutzgründen nicht ermittelbar ist.
Es ist der ABDS in der Debatte gelungen, die für sie entscheidenden Punkte durchzusetzen, Alpenkonvention/ Protokolle Verkehr, Naturschutz, Bodenschutz, Nachhaltigkeit wurden ebenso verbannt wie das Biosphärenreservat. Wozu eigentlich diese international verbindlichen Gesetze und Vereinbarungen zum Schutz unserer Kulturlandschaft durch die UNESCO, wenn sie im konkreten Fall keine Rolle spielen?
Besonders zu rügen ist, dass bei der Variantenauswahl zwischen 4+2 und 6+2 andere Kriterien zugrunde gelegt wurden wie bei der späteren Variantenwahl, wohl wissend, dass 4+2 die Variante der Wahl geworden wäre, angefangen bei den Kosten über Flächenverbrauch und Landschaftseingriffe.
Für künftige Verfahren müssen ehrenamtlich Beteiligte besser ausgestattet werden. Es kann nicht sein, dass die ABDS externe Fachberater in erheblicher Anzahl hinzuziehen kann, aber seitens des Ehrenamtes / Bürgerinitiativen die Kosten von externen Fachberatern übernommen werden müssen. Damit aus dem Dialogverfahren ein wirklicher Dialog wird, müssen Ehrenamt / Bürgerinitiativen künftig vergleichbar der ABDS externe Berater hinzuziehen können, deren Kosten auch Bestandteil der Planungskosten werden.
Kreisgruppe BGL
i.A. Gertrud Flatscher
Bundesrechnungshof um Prüfung gebeten
Bundesrechnungshof erwägt Prüfung der A8-Planungen
Bund Naturschutz (BN) informiert Bundesrechnungshof und Bundestagsausschüsse über Planungsdefizite
Nachdem die Ausbauvariante 4+2 durch einen geschickten Trick vorzeitig aus dem A8-Planungsdialog ausgeschieden wurde, informierte der BN die Bundestagsmitglieder des Verkehrsausschusses, des Haushaltsausschusses und den Bundesrechnungshof (BRH) über die geplante Geld- und Flächenverschwendung beim A8-Ausbau mit 6 + 2 Fahrstreifen.
Wie der BRH in seinem Antwortschreiben mitteilte, wird er die A8-Planungen in seine Prüfungen einbeziehen.
Das Dialogverfahren zum Ausbau der A8 ist eine erfreuliche Form der Bürgerbeteiligung und grundsätzlich für größere Verfahren wünschenswert. Allerdings bleiben erhebliche Defizite zur Transparenz der Variantenauswahl. So war es für den Bund Naturschutz und die beteiligten Bürgerinitiativen nicht nachvollziehbar, wie in dem ersten Schritt die Variante 4+2 aus dem weiteren Verfahrensprozess ausgeschieden wurde, obwohl von den Verkehrsmengen her dieser Ausbau ausreichend ist. Das hatte der Bund Naturschutz gemeinsam mit dem Landesbund für Vogelschutz durch einen Verkehrsexperten untersuchen lassen und es wurde von der Autobahndirektion auch bestätigt. Zur Begründung war deshalb im Umlauf, dass es bei dem 4+2 Ausbau keinen Lärmschutz gibt und die Baustellenführung schwieriger ist. Auch wurde vorgerechnet, dass die Kosten für 6+2 nur geringfügig – also vernachlässigbar – höher sind als bei 4+2. ‚Da beißt sich doch die Katz in den Schwanz,’ so BN-Kreisvorsitzende Rita Poser, ‚bei 6+2 gibt es Lärmschutz, der teuer ist, trotzdem kostet es nur wenig mehr als bei 4+2, wo es keinen Lärmschutz gibt.’ In der aktuellen Debatte um die Variantenauswahl für den besten Lärmschutz, stellen die Kommunalpolitiker fest, wieviel die Lärmschutzversprechen vom Anfang tatsächlich wert sind. Der Bund Naturschutz hatte deshalb neben den Mitgliedern des Verkehrsausschusses und des Haushaltsausschusses im Bundestag auch den Bundesrechnungshof informiert und um Prüfung gebeten. Wie der Bundesrechnungshof in seinem Antwortschreiben mitteilt, werden die Hinweise im Rahmen der Prüfungstätigkeit berücksichtigt. Allerdings wird das Prüfungsergebnis nur der geprüften Stelle und in wichtigen Angelegenheiten dem Bundestag und der Bundesregierung mitgeteilt.
Ein weiterer Kritikpunkt der Naturschützer ist der Verbrauch an landwirtschaftlicher Fläche und die Kostenrechnung für die Nordumfahrung Piding. So kostet die Nordumfahrung 94 Millionen Euro, der Bestandsausbau 98 Millionen Euro, rund 4 Millionen Euro mehr als der Trassenneubau. Daraus ergeben sich drei Wertungspunkte im wichtigsten Kriterium Wirtschaftlichkeit für die neue Trasse und nur zwei Wertungspunkte für den Bestandsausbau. Nach Ansicht der BN-Kreisvorsitzenden Rita Poser arbeitet man eher mit Verschleierungskosten bei der Wirtschaftlichkeit, denn die Entsiegelungskosten wurden nicht eingerechnet. Angeblich soll das Material für einen Nachbarabschnitt Verwendung finden, was aber nur funktioniert, wenn die Nordumfahrung vor allen anderen Abschnitten gebaut würde. Der Flächenverbrauch für beide Trassen ist in etwa gleich, weil bereits die Entsiegelung der Alttrasse 1:1 berücksichtigt wurde. Dabei kann die Trasse ja erst entsiegelt werden, wenn die neue Trasse unter Verkehr ist. Auch fehlt der Verlust an landwirtschaftlicher Fläche, dabei ist das für Pidinger Landwirte existenziell.
Man darf also gespannt sein, ob sich am Ende - so wie von dem international anerkannten Verkehrsexperten Prof. Knoflacher für solche Bürgerbeteiligungen vorhergesagt - die Bürger über die Ergebnisse wundern.
A8-Planungsdialog
Kritik an überzogenen Ausbauplänen
(30.9.2010) Während die meisten Bürger inzwischen verstanden haben, dass gespart werden muss und dies auch mittragen- siehe Stuttgart 21 - muss die Autobahndirektion auf Geheiß der Politik nach wie vor so planen, als verfügte sie über unendliche Geldmittel. Besonders übel dabei ist, dass vor allem die Interessen der Autofahrer Berücksichtigung finden, da ist nichts zu teuer, aber wenn es um die Interessen Betroffener geht - wie z.B. Existenz von Landwirten oder Lärmschutz - wird der spitze Stift angesetzt.
Deshalb fanden sich vor dem Planungsdialog am 28.9.2010 engagierte Bürger vor dem Landratsamt in Bad Reichenhall ein.
Standstreifen für A8 sind optimale Lösung
Gutachter : Standstreifen sind optimale Lösung
(15.5.2009) AUFHAM - “Der Ausbauwahn an der A 8 muss gestoppt werden”, unter diesem Motto luden der Bund Naturschutz (BN) und der Landesbund für Vogelschutz (LBV) zu einem Informationsabend nach Aufham ein. Deutlich über 80 Interessierte kamen in den Saal vom Gasthaus Neuwirt. Begrüßt wurden sie von der Vorsitzenden des Bund Naturschutz im Berchtesgadener Land, Rita Poser, die vor allem kritisierte, dass beim geplanten Autobahnausbau auf sechs Spuren “der Gesundheitsschutz für Bürger nachrangig ist.”
Dr. Ing. Ditmar Hunger aus Dresden stellte sein Gutachten zum Ausbau der A 8 Ost zwischen Rosenheim und der bayerischen Landesgrenze vor. Bevölkerungs- und Beschäftigungsrückgang bewertete der Verkehrsexperte ebenso wie die heutige und künftige starke Abnahme der Verkehrsmengen, gerade zwischen Chiemsee und Bad Reichenhall. Sein Fazit: Ein vierstreifiger Ausbau der Autobahn mit Standstreifen und Geschwindigkeitsbegrenzung wird ausreichen.
Gegenwärtig plant die Autobahndirektion Süd den Vollausbau der A 8 Ost, was sechs Fahrspuren einschließt, einen Flächenverbrauch in einer Breite von 36 Metern bedeutet und kein Tempolimit. Damit würde die Trasse mehr als doppelt so breit wie die bisherige.. Einen reduzierten Flächenverbrauch und Tempolimit forderte die BN-Kreisgruppenvorsitzende Rita Poser, was weniger Schadstoffausstoß, geringere Feinstaubbelastung und eine deutliche Lärmminderung bedeuten würde.
Dr. Hunger stellte die Frage: “Was ist bedarfsgerecht?” Er kam zu dem Schluss, dass unter so wesentlichen Aspekten wie Umweltqualität, Sicherheit, Flächenverbrauch und Lärmschutz der vierstreifige Ausbau bedarfsgerecht und besser für Mensch und Natur ist. Anschaulich erläuterte er den Zusammenhang zwischen Lärm und Geschwindigkeit. So führt eine Tempoerhöhung von 130 auf 160 km/h zu einer Lärmzunahme, die in etwa einer Verdoppelung des Verkehrsaufkommens gleichzusetzen ist. Die Schadstoffemissionen speziell bei Dieselfahrzeugen von krebserregenden Partikeln und Stickoxidemissionen können sogar um mehr als 50 % zunehmen. Der Lärmschutzfach-mann ging auch auf die Berechnungsgrundlagen für die Lärmemissionen ein. Zugrunde gelegt werden 80km/h für LKW’s und 130km/h für PKW’s. Die tatsächlichen Durchschnittsgeschwindigkeiten liegen aber bei 90km/h und 150km/h. Darüber, so die BN-Vorsitzende, redet die Autobahndirektion aber nicht. Der bestmögliche Lärmschutz, so die Vorsitzende weiter, existiert nur in den Reden der Politiker, wie sie an einem ganz aktuellen Beispiel von der A73 in Oberfranken berichtete.
Das Gutachten haben der Bund Naturschutz, sowie der Landesbund für Vogelschutz Kreisgruppen Rosenheim, Traunstein und Berchtesgadener Land in Auftrag gegeben. Dr. Hunger präsentierte viel statistisches Material, untersuchte genau das frühere, jetzige und künftig prognostizierte Verkehrsaufkommen. Danach verkraftet eine vierstreifige Autobahn bis zu 72.000 Kraftfahrzeuge in 24 Stunden, die sechsspurige bis 94.000 Automobile. Es wird nach Ansicht von Dr. Hunger, der in Dresden und Berlin ein Planungsbüro für Stadt - Verkehr und Umwelt betreibt, in Zukunft eine “Entschleunigung” des Verkehrs geben, eine Abnahme der Neuzulassungen und eine Stagnation des Motorisierungsgrades. Alle Prognosen von Rosenheim bis zur Bundesgrenze ergeben normalerweise Werte zwischen 60. 000 und 70.000 Fahrzeugen innerhalb von 24 Stunden. Dr. Hunger: “Wir kommen also mit den vier Spuren plus Standspur gut hin, sechs Spuren sind überdimensioniert und eine Verschwendung von Steuergeldern und unbebauten Flächen.” Keiner richtet sich beim Hausbau nach der der Anzahl möglicher Geburtstagsgäste, die ein oder zwei Mal im Jahr erscheinen. Warum soll man das beim Autobahnausbau tun?, so der Experte weiter.
Ähnlich argumentieren die Bürgerinitiativen, die Vertreter aus Piding, Teisendorf Siegsdorf, Bergen, Bad Reichenhall und Anger nach Aufham gesandt hatten. Der Teisendorfer Gemeindechef Franz Schießl und einige Gemeinderäte verfolgte den ausführlichen Sachvortrag und die anschließende Debatte. Bei “Bürger setzen Grenzen” arbeitet auch Dr. Bernhard Zimmer aus Piding mit, der die rege Diskussion leitete. Edda Rettelbach aus Reichenhall kritisierte, dass es in Bayern keine Lärmaktionspläne wie sonst überall in Europa gibt und die Öffentlichkeit kaum informiert ist. Alle Straßen mit einer Belastung über 16.000 Fahrzeugen pro 24 Stunden brauchen eine Lärmkartierung und daraus resultierend Lärmaktionspläne, so Dr. Hunger. Lange wurde auch über Tempobeschränkungen gesprochen, die als sinnvoll, Unfall reduzierend, Lärm mindernd und umweltschonend eingestuft wurden. Etliche Besucher des Informationsabends machten sich Sorgen über hohe Unterhaltskosten, gerade bei einer sechsspurigen Autobahn. Der Experte gab jenen Diskutanten recht, die die Standspuren bei Unfällen oder Staus als Fahrspuren zulassen wollen. Als Reichenhalls Stadtrat Bruno Rettelbach Dr. Hunger bat, Argumente gegen “die amtliche Meinung zu liefern” bekamen beide viel Beifall. Auf österreichischer Seite geht die Autobahn jedenfalls vierspurig weiter. Wie meinte ein Diskutant: “Die Welt hört doch am Walserberg nicht auf.”
Demo zur Baukonferenz
Über 100 vernunftbegabte Bürger plädieren für eine maßvolle Lösung am in Traunstein
Innenminister Herrmann erhält Vom Bund Naturschutz Gutachten zum Ausbau der A8
Bürgerinitiative Piding
Interessengemeinschaft gegründet
(28.1.09) Internetseite der Initiative in Piding: www.forumprofi.de/forum31084
JA zu Verbesserungen - Maximallösung: Nein
Die Autobahn A8 soll in den nächsten Jahren zwischen Rosenheim und Landesgrenze auf sechs Spuren mit Standstreifen ausgebaut werden. sie würde mindestens doppelt so breit wie bisher, an vielen Stellen sogar mehr, und sie würde unsere Region massiv verändern. Der derzeitige sechsspurige Ausbau der A8 östlich von Augsburg führt deutlich vor Augen, was auch bei uns droht, wobei die Eingriffe in die Landschaft zwischen Rosenheim und Salzburg wesentlich gravierender wären.
Wir wollen deshalb eine maßvolle Lösung, sagen Ja zu unserer schönen Voralpen-landschaft, die wir vor der weiteren Zerstörung bewahren wollen. Der Ausbau der A8 bei Aretsried (siehe Foto) zeigt, wie groß der Flächenbedarf für die Maximallösung ist. Den Vorteil aus einer solchen Lösung ziehen vor allem Ingenieure, die Großes planen können und die Bauunternehmen, deren Gewinne sich maximieren lassen. Zahlen muss die Allgemeinheit, wie auch jetzt bei der Bankenpleite. Das kann nicht im öffentlichen Interesse sein.
Wichtiger wäre, den Unterhalt unseres bestehenden Straßennetzes zu verbessern, da schon heute nicht nur an der Autobahn Brücken und Fahrbahnbeläge aus Geldmangel nicht saniert werden.