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Ortsgruppen

Schmutzige Energie

Energiewende benötigt keinen weiteren Ausbau von Wasserkraft im Berchtesgadener Land

(26.11.2019) Zum geplanten Bau von fünf neuen Wasserkraftwerken im Landkreis Berchtesgadener betont Martin Geilhufe, Landesbeauftragter des BUND Naturschutz in Bayern „dass weder für die Stromerzeugung, noch für das Erreichen des Klimaschutzziele von Paris ein weiterer Ausbau der Wasserkraft notwendig ist, denn nur mit einer drastische Verringerung des Strom- und Energieverbrauchs kann man der Klimakatastrophe entgegenwirken, nicht aber durch die Zerstörung unserer letzten Fließgewässer und Wildflusslandschaften.“ Der BUND Naturschutz kritisiert insbesondere die aktuelle, von Seiten der Staatsregierung und Wasserkraftlobby geführte Diskussion im Klimaschutz. Sie wird dazu genutzt naturschädliche Investitionen in die Energieproduktion wieder aufleben zu lassen, anstatt das Energiesparen und die Erhöhung der Effektivität in den Vordergrund zu stellen. Ein besonderes Beispiel hierfür sind die Pläne im Landkreis Berchtesgadener Land, denn ausgenommen dem Ausleitungskraftwerk Unken/Schneizlreuth handelt es sich um Projekte der Kleinen Wasserkraft die in der Stromerzeugung keine Rolle spielen.

„Die Verbauung unserer Gewässer mit neuen Wasserkraftanlagen würde dazu beitragen, den Zustand unserer Gewässer, der Gewässerufer und der Randbereiche weiter zu verschlechtern, so dass im Ergebnis kein Nutzen für den Klimaschutz entsteht“, erläutert Rita Poser, Vorsitzende der BN-Kreisgruppe.

Aus Klimaschutzgründen lässt sich der Neubau von Wasserkraftanlagen nicht vertreten. Das CO2-Einsparungspotential durch neue Wasserkraftwerke liegt im Promille-Bereich. Geringen Vorteilen der CO2-Einsparung stehen somit erhebliche ökologische Schäden gegenüber. Bei kleinen Wasserkraftwerken kommt noch dazu, dass diese nicht wirtschaftlich zu betreiben sind und nur durch Subventionen wieder geplant werden. Der BN hat daher auch die Regelung des EEG zur Wasserkraft immer wieder kritisiert.

Eine isolierte Diskussion um die Förderung von neuen (Klein-) Wasserkraftwerken lenkt von den notwendigen energiepolitischen Entscheidungen ab. Insbesondere wegen der Klimakriese darf man die Fehler der Vergangenheit an den Gewässern (Verbauung etc.) nicht weiter fortführen. Renaturierung ist nötig weil Gewässer durch steigende Temperaturen und Sommertrockenheit stark unter Druck geraten und mehr Naturnähe für Reaktionsfähigkeit brauchen. Besonders bitter ist, dass der BUND Naturschutz bei zwei Verfahren (WKA Flesentor; WKA Tristram Schlucht) bereits Klage erhoben hat, die jeweils für einen Stopp der Pläne sorgten, für die jetzt jedoch neue wasserrechtliche Verfahren beantragt wurden.

Am Standort Nonner Rampe kritisiert Prof. Dr. Ernst Billmeier: „Wegen der viel zu hoch angesetzten Wasserführung der Saalach und der viel zu niedrigen erreichbaren Fallhöhe im Bereich der Nonner Rampe erzielt das beabsichtigte Wasserkraftwerk anstatt der geplanten 1080 kW nur eine Leistung von etwa der Hälfte. Des Projekt wäre damit ein Kleinkraftwerk d.h. ohne Bedeutung für die Allgemeinheit.“

Über 4000 Kleinwasserkraftanlagen mit einer Leistung unter 1000 kW erbringen insgesamt nur 8,7%. Sie leisten damit einen sehr geringen Beitrag zum Klimaschutz, zerstören aber massiv Fließgewässerlebensräume. Würden die restlichen Fließstrecken mit Kleinkraftwerken verbaut, gingen diese extrem gefährdeten Lebensräume verloren. Andererseits würde man lediglich einen minimalen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Jetzt geht es um Rückbau und Optimierung statt Neubau. Auch europarechtlich verpflichtet uns die Wasserrahmenrichtlinie zu solchen vorgehen.

„Durch die Zerstörung des Landschaftsbildes und den Eingriff in Fauna und Flora wird sowohl gegen des Bundes- und gegen das Bayerische Naturschutzrecht als auch gegen die damit verbundenen Anforderungen an Biotope vielfach verstoßen, was die uneingeschränkte Ablehnung des Vorhabens bedingt.“, zählt Ute Billmeier, Vorsitzende der BN Ortsgruppe Bad Reichenhall die Argumente des BN gegen das Kraftwerk Nonner Rampe auf.

Das geplante Ausleitungskraftwerk Unken/Schneizlreuth zählt mit knapp 9,6 MW Leistung nicht zur Kleinen Wasserkraft. Die Saalach ist im Bereich des geplanten Ausleitungskraftwerkes natürlich bis naturnah ausgeprägt. Sie wurde bis heute weitgehend von flussbaulichen Maßnahmen verschont. Ihre hohe Wertigkeit als natürlicher Fluss der nördlichen Kalkalpen ist unumstritten. Sie erfüllt in diesem Bereich bereits heute die strengen Kriterien der Europäischen Wasserrahmenrichtline den „guten ökologischen Zustand“. „Durch den Bau des Ausleitungskraftwerkes würde dieser Abschnitt praktisch entwertet und als Restwasserstrecke verkommen.Damit verbunden wären der Verlust wertvollster aquatischer Lebensräume und eine Entwertung des Landschaftsbildes. Die „Saalach-Allianz“ wendet sich daher mit aller Energie gegen den Bau des umstrittenen Wasserkraftprojektes und setzt sich für den Erhalt eines der letzten natürlichen Fließgewässer in den nördlichen Kalkalpen ein.“, so Erich Prechtl, Sprecher der Saalach-Allianz

Auch  die Wassersportler kritisieren das geplante Ausleitungskraftwerk: „Der geplante Kraftwerksausbau zerstört auf ca. 8km einen weitgehend natürlichen Abschnitt des alpinen Gewässers Saalach. Das Flussbett verliert rund 80% seiner Wasserführung durch die Ausleitung. Der Wassersport - die Saalach ist eines der bekanntesten und meist befahrenen Wildwasserreviere Europas - ist im Ausleitungsbereich nicht mehr möglich.“, äußert sich stellvertretend Horst Barnikel vom Bayerischen Kanuverband.

Michael Dorrer von den Saalach-Fischern äußert sich gegen die Kraftwerkspläne in Unken/Schneizlreuth: „Neben der Undurchlässigkeit für Fische sehen wir vor allem negative Auswirkungen auf die Wassertemperatur im Restwasser als Gefährdung für den Fischbestand.“

Neben Störung der Flüsse und vor allem der Fische ist auch mit erheblich negativer Auswirkung auf die Landschaft und somit auch auf den touristischen Wert an den geplanten Standorten der Ramsauer Ache im Zauberwald und am Felsentor zu rechen. Der BN erteil deshalb diesen Projekten eine Absage.

Die Öffentlichkeitsbeteiligung der Verfahren läuft zum Teil noch. Deshalb fordert der BN auf, sich mit Einwänden gegen die Ausbaupläne zu beteiligen. Das ist für die Kraftwerke in der Tristram Schlucht und an der Nonner Rampe noch bis zum 25.11.2019 und für die Pläne am Ausleitungskraftwerk Unken/Schneizlreuth bis 04.12.2019 möglich.

Felsentunnel GmbH wirbt mit geschönten Zahlen

Wasserkraftwerk wäre längst vom Netz

(03.11.2015) Erst heute wieder schreiben die Medien von der sauberen Energiegewinnung für 980 Haushalte durch das Wasserkraftwerk am Felsentor. Dazu möchte die Betreiberin 6,5 Kubikmeter pro Sekunde aus dem Gewässer entnehmen. Das hat aber aktuell nur 0,98 Kubikmeter pro Sekunde. Schaut man sich die Grafik an, wird klar, dass zu weniger als einem Drittel des Jahres die gewünschte Wassermenge zur Verfügung stünde.

 

Kleinwasserkraftwerk am Felsentor ist "Popelkram"

Prof. Graßl erteilt Kleinwasserkraftwerk am Felsentor klare Absage

Statt dessen: Nutzung der Solarenergie

 (11.12.2009) Gestern fand im Gymnasium Berchtesgaden eine Veranstaltung mit Klimaforscher Prof. Dr. Hartmut Graßl zum Thema „Die raschen Klimaänderungen als zentrale Herausforderung im 21. Jahrhundert“ statt, zu der sich etwa 400 Interessierte eingefunden hatten.

 In der Diskussionsrunde wurde Prof. Graßl von einem Schüler nach seiner Ansicht zum geplanten Kleinwasserkraftwerk am Felsentor in der Ramsau gefragt. Dem konnte Prof. Graßl mit Hinweis auf den nur wenig entfernten Nationalpark und seine vorangegangenen Ausführungen zur Energiedichte der einzelnen Energiearten nur eine klare Absage erteilen. Zwar hat die Wasserkraftnutzung eine lange Tradition, jedoch liegt ihr Anteil an der Energieerzeugung in Deutschland nur bei rund vier Prozent, der Anteil der Kleinwasserkraftwerke bei weniger als einem Prozent. Sinnvoller wäre es wegen der mit Abstand höchsten Energiedichte der Sonne diese zu nutzen und Solardächer auf die Gebäude zu bringen, natürlich nicht dort, wo drei Monate keine Sonne hinkommt, sondern in entsprechenden Lagen.

Kleinwasserkraftanlage am Ramsauer Felsentor

Verbände organisieren Widerstand

(09.11.2009) Ramsau (BN) -  Fast jedem Landkreisbewohner und Touristen der Region dürfte es bekannt und der einmalige Anblick unvergessen sein: Das Felsentor an der Ramsauer Ache kurz vor der Wimbachbrücke. Schon vor mehr als hundert Jahren ein beliebtes Postkartenmotiv, soll das Landschaftsbild jetzt durch Rückstau, ein Einlaufbauwerk und ein Turbinenhaus für das Wasserkraftwerk zerstört werden. Ein unmögliches Vorhaben auch wegen der Gewässerökologie, sind sich Bund Naturschutz (BN), Landesbund für Vogelschutz (LBV) und Fischereiverein Berchtesgaden/Königssee einig.

 

Im Hotel Vier Jahreszeiten Berchtesgaden berieten kürzlich Vertreter von BN, LBV und Fischereiverein Berchtesgaden-Königssee über Möglichkeiten, dieses in jeder Hinsicht nicht akzeptable Vorhaben zu stoppen. In der Bevölkerung ist kaum etwas über den Planungsstand bekannt und im Ramsauer Gemeinderat war es noch nicht auf der Tagesordnung. Seit Mitte Oktober aber liegen die Unterlagen im Landratsamt und in der Gemeinde aus. Nachdem in der Vergangenheit schon wiederholt obskure Planungen für den Felsentunnel vorgelegt wurden, hat der Ideengeber anscheinend in der WKW Felsentunnel GmbH & Co. KG Zuflucht gefunden. Auch die jetzt in der Auslegung befindliche Planung ist offensichtlich unvollständig und grob fehlerhaft, weshalb die Auslegung zwar wiederholt werden muss, aber die maßgeblichen Eingriffe am Standort werden sich kaum ändern.

Nur mit Unterstützung der Öffentlichkeit und des Ramsauer Gemeinderates, davon sind die Anwesenden überzeugt, kann dieses schon seit über 100 Jahren beliebte Foto- und Postkartenmotiv auch die nächsten hundert Jahren bestehen. „Ein unbedingt erhaltenswerter Landschaftsbestandteil,“ findet Dr. Hans Meyer vom LBV. „Das geplante Turbinenhaus mit einer Grundfläche von 9 mal 7 Metern am Ufer der Ache würde das Empfinden des Betrachters entzaubern,“ ist er überzeugt.

Ausgleich: Dach grün streichen

„Allein mit dem Argument der Kohlendioxid-Einsparung durch regenerative Energien, kann doch nicht jede für den Naturhaushalt und das Landschaftsbild unmögliche Planung auch ausgeführt werden,“ äußerte sich BN- Kreisvorsitzende Rita Poser. Als Ausgleich schlägt der Landschaftsarchitekt vor, das Dach grün zu streichen oder zu begrünen, weshalb der Landschaftseingriff von ihm als nicht dauerhaft negativ bewertet wird. „Eine echte Lachnummer“, findet BN-Ortsvorsitzender Paul Grafwallner. Die Umweltverbände BN und LBV sowie der Bayerische Landesfischereiverband haben sich deutlich und grundsätzlich gegen neue Kleinwasserkraftwerke positioniert, da der Beitrag zur Stromerzeugung dieser Anlagen nur marginal sei, sie dafür aber einen immensen Schaden im Ökosystem der Gewässer verursachen.

Turbinen sind Todesfallen für Fische

Kraftwerke stellen für Fische Lebensraumbarrieren dar, die selbst bei einer funktionierenden Fischaufstiegshilfe nur von einem Bruchteil der Fische überwunden werden können. Neueste Untersuchungen, gerade an bayerischen Flüssen wie dem Main, haben ergeben, dass die Tötungsraten der Fische noch weitaus höher sind, als bisher angenommen. So hat der Landesfischereiverband (vertritt 135.000 Mitglieder) unlängst veröffentlicht, dass in den Turbinen der Bayerischen Wasserkraftwerke täglich bis zu 260.000 Fische umkommen.

 An der Ramsauer Ache soll fahrbahnseitig entlang des Ufers ein Druckrohr mit einem Durchmesser von 2,40 Metern, teilweise betonummantelt, von der Wehranlage am Felsentor zum Turbinenhaus in etwa 150 Meter Entfernung geführt werden. Vom Turbinenhaus wird das Wasser dann noch etwa 100 Meter in einem Unterwasserkanal mit einem Durchmesser von 3 Metern ausgeleitet.

„Hier kommen dann auch die ganzen Fischleichen an, die in der Turbine entweder gehäckselt oder deren Schwimmblase durch die Druckunterschiede zerstört wurde,“ gibt Christian Fries vom Fischereiverein Berchtesgaden-Königssee zu bedenken. „Da helfen leider auch keine Fischaufstiegshilfen, selbst unter der Voraussetzung, dass sie funktionieren.“ Für die Druckrohrleitung sind 6.500 Liter pro Sekunde vorgesehen, während in der Ache gerade mal 690 Liter pro Sekunde verbleiben. Entsprechend teilen sich auch die Fische auf, so dass die meisten Fische in der Turbine ankommen werden.

Flüsse bis 2013 durchlässig

Nach den Vorgaben der Wasserrahmenrichtlinie müssen bis 2013 die bayerischen Flüsse für Fische durchlässig sein, weshalb der Antragsteller sein Vorhaben positiv sieht. Vor dem Felsentor aus Richtung Ramsau überstaut er zwei Wehrschwellen, außerdem plant er zwei Fischaufstiegeshilfen (FAH) auf den Rohrleitungen, einmal unmittelbar am Felsentor beim Einlaufbauwerk und die andere bei der bestehenden Wehrschwelle nahe der Ausleitung. Mit diesen Anlagen haben die Fischer bisher kaum gute Erfahrungen gemacht, da diese meist anders, als in den Unterlagen beschrieben, ausgeführt und betrieben werden. Nur etwa einen Kilometer entfernt in Ilsank ist eine solche FAH zu besichtigen, die außen am Turbinenhaus vorbei geführt wird und in einer dunklen Röhre endet. „Beispielhaft sei hier Österreich, dort muss ganz genau über einen längeren Zeitraum dokumentiert und nachgewiesen werden, dass die Anlage funktioniert“, berichtet Markus Riehl vom Fischereiverein.

Geschiebe blieb unberücksichtigt

Aber es gibt noch weitere gravierende Schwachpunkte in der Planung. So fehlt jeder Hinweis auf das Geschiebe der Ache, wo doch allgemein bekannt ist, dass durch die Wimbachklamm jährlich große Mengen Kies ausgeschwemmt werden. Dieser bleibt dann in den Kammern des Einlaufbauwerks liegen und verringert die Stauhöhe des Wassers mit der Folge, dass sich die Turbinenleistung vermindert. Hat der Kies eine bestimmte Höhe erreicht, werden Klappen geöffnet und die Ladung gelangt in den Fluss. Größere Gesteinspartikel bleiben bis zum nächsten Hochwasser liegen, während die Feinsedimente das Wasser eintrüben. Tödlich für die Fische in der Laichzeit und wichtige Organismen der Nahrungskette wie Köcherfliegen, Eintagsfliegen, Steinfliegen, Lidmücken und Kriebelmücken. Dr. Hans Meyer vom LBV berichtet von mehreren Wasseramselrevieren, die von der Maßnahme doppelt betroffen sind, zum einen verschwinden die Beutetiere der Wasseramsel zum anderen wird ihr Lebensraum zerstört. Erfahrungen zeigen, dass die vorgeschriebene Restwassermenge in niederschlagsarmen Zeiten häufig nicht eingehalten werden, um die Stromausbeute zu erhöhen.

Flächenverkauf soll erfolgt sein

Mit Unverständnis reagierten die Anwesenden auch darauf, dass vom Straßenbauamt als Grundeigentümer die benötigte Fläche für das Turbinenhaus an der Ache bereits an die WKW Felsentunnel-GmbH & Co. KG verkauft worden sein soll.

 Auch für Hochwasserereignisse stellen sich Fragen. Während für den Hochwasserschutz (100-jähriges Hochwasser) mit 105 Kubikmetern pro Sekunde zu rechnen ist, hat der vom Kraftwerkbetreiber beauftragte Ingenieur mit einem Wert von nur 64 Kubikmetern pro Sekunde kalkuliert. Da die Ache vor dem Felsentunnel über ca. 130 Meter aufgestaut werden soll, eine heikle Situation.

Mit dem einseitigen Argument der Kohlendioxideinsparung bewirbt die Felsentunnel GmbH das Projekt. „In Anbetracht der gravierenden Nachteile für die Gewässerökologie und das Landschaftsbild ist diese Planung aber abzulehnen,“ fasst es BN-Kreisvorsitzende Rita Poser zusammen, „denn nur weil es staatliche Zuschüsse gibt, würde sich das Projekt für den Betreiber nicht aber für die Allgemeinheit rechnen.“

 

(19.11.2009) Naturschutzverbände für Vorrang der Flüsse statt Wasserkraft

Bund Naturschutz, Landesbund für Vogelschutz,Landesfischereiverband, Verein zum Schutz der Bergwelt und Bayerischer Kanuverband kritisieren "Masterplan Ausbaupotentiale Wasserkraft"

Naturschutz klagt gegen Kleinwasserkraftanlage am Felsentor in der Ramsau

Auf ihren Vorstandssitzungen beschlossen die Kreisvorstände von BUND Naturschutz (BN) und Landesbund für Vogelschutz (LBV) gegen den Bescheid zum Bau der Wasserkraftanlage am Felsentor in der Ramsau zu klagen und sich dabei gegenseitig fachlich und finanziell zu unterstützen. Über fünf Jahre hatte es gedauert bis im Juli 2014 der Genehmigungsbescheid durch das Landratsamt erteilt wurde.

 

(14.08.2014) Im Oktober / November 2009 hatte das Landratsamt die Unterlagen für das Kleinwasserkraftwerk am Felsentor ausgelegt. Jetzt, über fünf Jahre danach, wurde der Bescheid erlassen ohne dass es nochmals zu einer Auslegung gekommen wäre. Nach Ansicht des Landratsamtes war auch keine UVP erforderlich.

 

Gemäß §30 Bundesnaturschutzgesetz Abs.2 ist es verboten naturnahe Bereiche eines Fließgewässers zu zerstören. Das Landesamt für Umwelt (LfU) kam bei einer Geländeeinsicht 2013 zu dem Ergebnis, dass durch das Vorhaben ca. 250 Meter oberhalb und ca. 400 Meter unterhalb des Felsentores ökologisch hoch empfindliche Bereiche im Eingriffsbereich liegen und gemäß Bestimmungsschlüssel als naturnah zu bewerten sind. Um den Verbotstatbestand zu umgehen, müssten sie durch gleichartige Flächen ausgeglichen werden. Wie die untere Naturschutzbehörde in ihrer Stellungnahme schreibt, handelt es sich um ein gesetzlich geschütztes Biotop und erfordert deshalb eine Ausgleichsmaßnahme, um die beeinträchtigten Funktionen des Naturhaushalts in gleichartiger Weise auszugleichen. Aber die vom Landschaftsplaner vorgeschlagenen Ersatzmaßnahmen entsprechen nicht den Erfordernissen.

Der Klimaschutzmanager des Landkreises argumentiert mit dem Klimaschutzkonzept des Landkreises. Dort heißt es, dass das Wasserkraftpotential des Landkreises bereits gut genutzt wird. Hinsichtlich des Projektes am Felsentor befürchten die Naturschutzverbände deshalb, dass mit diesem Projekt ein Präzedenzfall geschaffen werden soll, mit dem dann auch alle weiteren Kleinwasserkraftwerke zu genehmigen sind, von denen noch einige in der Planung sind’, so BN-Kreisvorsitzende Rita Poser und weiter - ‚Deshalb mussten wir Klage einreichen und sind sehr froh darüber, dass der LBV uns dabei unterstützt.’

Bereits 2009 hatten die Naturschutzverbände gemeinsam mit den Fischern in einer Pressemitteilung und ihren Stellungnahmen das Vorhaben abgelehnt, u.a. wegen des Eingriffs in das Landschaftsbild, der Zerstörung der Wasseramselreviere und der Nachteile für Fische und andere Kieslücken bewohnende Tierarten. ‚Dies wurde im Genehmigungsbescheid unzureichend oder gar nicht gewürdigt, weshalb wir die Klage des BUND Naturschutz unterstützen,’ so LBV-Kreisvorsitzender Peter Friedrich.

 

Rita Poser                                  gez. Peter Friedrich

BN-Kreisvorsitzende                   LBV-Kreisvorsitzender