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Keine LKW-Straße auf den Predigtstuhl

Bund Naturschutz plädiert für Materialseilbahn

Mit ihrem erneuten Versuch, eine auch für LKW geeignete Strasse bis zum Hotel bauen zu lassen, stößt die Predigtstuhl–GmbH bei den Naturschutzverbänden auf breite Ablehnung. „Pläne wie Jesusstatue und Straßenbau werden allgemein sehr skeptisch aufgenommen“ so Michael Nürbauer, Ortsvorsitzender des Bund Naturschutz und Grünen-Stadtrat, „wir halten die Strasse außerdem für nicht genehmigungsfähig, da kein öffentliches Interesse besteht. Forstbetriebsleiter Dr.Daniel Müller spricht von einem erheblichen Eingriff.

Der Forstbetrieb würde die Strasse nicht bauen.

 Demnach handele es sich um eine private Zufahrt und nicht um eine privilegierte Maßnahme. Nach Ansicht des Bund Naturschutz, aber auch von Experten aus dem Forstbereich mit Erfahrung im Forstwegebau im Hochgebirge, wäre der Eingriff zu massiv. Alleine 14 geplante Kehren in der Variante Waldabfahrt mit einem Radius von über 20 Metern, Sprengungen mit Schuttabgang in die Bereiche unterhalb der Strasse, Böschungen zum Teil mit einer Höhe von bis zu acht Metern - je nach Steigung der Strasse - würden nach Ansicht von Nürbauer den halben Berg zerstören.

Die Variante Schlegelmulde über den Alpinrasen der Abfahrt, die Zerstörung des gesamten Hangbereiches Hochschlegel und des Wanderweges von der Schlegelmulde zum Hotel lassen ihn am Realitätssinn der Planer zweifeln. Bei Steigungen von zum Teil über 20 Prozent müssten Teile der Strasse entweder betoniert oder geteert werden, weil sie sonst bei Dauerregen weggerissen würden. Das Gelände sei nach Ansicht von Experten schlichtweg zu steil. Die Kosten beliefen sich auf bis zu einer Million Euro, die Strasse sei höchstens das halbe Jahr nutzbar. Und das bei geschätzten Unterhaltskosten mit Beteiligung an der Röthelbachstrasse  bis zu 50.000 Euro jährlich. Die ganze Planung verstoße zudem eindeutig gegen den Bergwaldbeschluss des bayerischen Landtages.

Auf den Flächen wird seit über 20 Jahren intensiv und sehr erfolgreich Schutzwaldsanierung betrieben. „Für den Skibetrieb werden Schutzzäune gefordert, der Deutsche Alpenverein hat die Aufstiegsflächen für Tourengeher mit Schildern „Skibergsteigen umweltfreundlich“ ausgewiesen. Der frühere Naturschutzreferent der Alpenvereinssektion Bad Reichenhall, Toni Schmidberger, hat in seiner beeindruckenden Broschüre über die Alpenpflanzen auf die einzigartigen Trollblumenwiesen und den Artenreichtum auf der Waldabfahrt hingewiesen. Experten des Landesbundes für Vogelschutz LBV verweisen auf wertvolle Auer- und Birkwildbiotope“ so Nürbauer.

Der Verein zum Schutz der Bergwelt mahne seit Jahren einen feinfühligeren Umgang mit der hochsensiblen Bergwelt auf dem Predigtstuhl an. „Der Bund Naturschutz hat bei allen Bedenken immer wieder betont, dass er der Predigtstuhl-GmbH helfen will“ lautet der Handschlag des 1. Vorsitzenden. Er schlage deshalb - wie im übrigen auch Forst- und Seilbahnexperten und Mitarbeiter der Predigtstuhl GmbH selbst - eine Materialseilbahn im Bereich des unteren Sesselliftes auf der bestehenden Trasse zum Hotel vor. Der Bau einer mobilen, abbaubaren Materialseilbahn könne bei österreichischen Spezialfirmen jederzeit zu einem Bruchteil der Kosten einer Strasse als Leistung eingekauft werden. Man rechne bei einer Mobilstation und zwei hohen Stützen mit Kosten von maximal 80.000 Euro. Bei Festinstallation einer Materialseilbahn entstünden Kosten in der Größenordnung von 160.000 Euro. Der Eingriff in die Natur wäre laut Nürbauer minimal, die Versorgung bis zur Talstation durch die bereits bestehende Strasse gewährleistet. Nach Ansicht des Bund Naturschutz wäre der Umbau des Hotels ohne Einschränkung des Seilbahnbetriebes und damit des Tagesgeschäftes möglich. Nürbauer bezweifelt allerdings die Ernsthaftigkeit einer Hotelsanierung, würden die Gesellschafter am Straßenbau festhalten. Da einer der Investoren bereits seinen Rückzug angekündigt habe, hege er die Vermutung, dass sich durch die Option Straßenbau der Verkaufspreis der Immobilie nach oben bewegen lasse.