Wintertourismus
Prof. Dr. Hans Elsasser,Direktor des Geographischen Institutes der Universität Zürich, Winterthurstraße 190, CH 8057 Zürich,elsasser@geo.unizh.ch, www.geo.unizh.ch
Vortrag
6. März 2006
Bund Naturschutz Seminar Skifahren unter Palmen
Berchtesgaden Kur- und Kongresshaus
Einfluss veränderter Schneeverhältnisse auf den Wintertourismus
Zusammenfassung
Das Klima ist ein wichtiger Bestandteil des natürlichen Angebotes im Tourismus. Der Tourismus ist von der Klimaänderung stark betroffen. Die bisherigen Untersuchungen in den Alpenländern setzen sich schwergewichtig mit den Auswirkungen der Klimaänderung auf den Wintertourismus und insbesondere das alpine Skifahren auseinander. Der Klimawandel führt zu einer ‚Zweiklassen-Gesellschaft’ bei den alpinen Skigebieten: Einerseits hoch gelegene und schneesichere internationalkonkurrenzfähige Top-Destinationen und anderseits kleinere, tiefer gelegene Wintersportorte, die mit großen wirtschaftlichen Problem zu kämpfen haben. Bei den Maßnahmen stehen Anpassungsmaßnahmen im Vordergrund. Der Tourismus als Mitverursacher des anthropogenen Treibhauseffekt leistet vorläufig noch zu geringe Beiträge bei Vermeidungsstrategien.
1. Klima und Tourismus
Klima und Wetter sind wichtige Faktoren des natürlichen Angebotes im Tourismus. Klima und Wetter sind somit einerseits tourismusrelevante Ressourcen, anderseits aber auch limitierende Faktoren. Vereinfacht kann festgehalten werden, dass das Klima darüber bestimmt, ob ein bestimmtes Gebiet für eine bestimmte touristische Aktivität in Frage kommt, das Wetter hingegen, ob diese Aktivität dann auch tatsächlich ausgeübt wird. Klima und Wetter beeinflussen aber nicht nur die das touristische Angebot, sondern auch die touristische Nachfrage. Wetter und Klima im Zielgebiet sind Pullfaktoren, im Herkunftsgebiet der Touristen Pushfaktoren der touristischen Nachfrage. Dabei spielt die Wahrnehmung eine wichtige Rolle. Das Klima bestimmt nicht die Handlungen von Akteuren, sondern es ist ein Faktor unter vielen, die bei Handlungen einen Rahmen setzen und je nach Situation unterschiedlich stark gewichtet werden. Deshalb ist es wichtig, dass bei Untersuchungen über die Auswirkungen des Klimas zwischen dem physischen Klima und dem sozialen Konstrukt Klima unterschieden wird. Klima und Wetter beeinflussen den Tourismus stark. Es muss aber vor einem Klimadeterminismusgewarnt werden. Wirtschaftliche und gesellschaftliche Änderungen, wie beispielsweise demographische Veränderungen, die Globalisierung oder der Wertewandel mit entsprechenden Veränderungen im Reiseverhalten, aber auch Moden spielen neben dem Klima eine ganz entscheidende Rolle, wie heutige und künftige Angebots- und Nachfragestrukturen im Tourismus aussehen werden.
2. Klimaänderung und Tourismus
Es ist unbestritten, dass der Tourismus – neben der Landwirtschaft – zu denjenigen Wirtschaftszweigen zählt, die von einer Klimaänderung besonders stark betroffen werden. Die Klimaänderung wird innerhalb des Tourismus zu Veränderungen führen, einerseits bei der Bedeutung unterschiedlicher Tourismusformen, anderseits bei der Attraktivität verschiedener touristischer Destinationen. Als besonders sensitiv gegenüber einer Klimaänderung gelten Tourismusformen und Destinationen, deren Anziehungskraft stark auf natürlichen Angebotsfaktoren beruht. Dazu zählen die Gebirgsräume und die ‚klassischen’ Outdoor-Wintersportaktivitäten, insbesondere das Skifahren. Es erstaunt deshalb nicht, dass sich die Forschung zu diesem Thema in den Alpenländern schwergewichtig mit dem Wintertourismus auseinandersetzt. Die Resultate der bisherigen Forschungsarbeitenlassen sich folgendermaßen zusammenfassen:
Eine Klimaerwärmung führt zu einem Anstieg der Höhengrenze der Schneesicherheit. Die Zahl der schneesicheren Skigebiete wird sich in Zukunft verringern. Davon besonders betroffen sind die touristischen Transportanlagen, die eigentlichen Motoren der touristischen Entwicklung im Alpenraum. Die Seilbahnen sind mit ihrem Kerngeschäft, dem Transport von Wintersportlern, ein zentrales Element der touristischen Wertschöpfung im Alpenraum. Es wird sich, zumindest mittelfristig, eine ‚Zweiklassen-Gesellschaft’ der Skigebiete herausbilden: Auf der einen Seite die hoch gelegenen Destinationen, die aufgrund der weiterhin großen Nachfrage, die u.a. darauf zurückzuführen ist, dass in tiefer gelegenen Gebieten zu wenig Schnee liegt, in der Lage sind ihre Skigebiete (in die Höhe) auszubauen, ihre Infrastrukturen und ihr Bettenangebot zu modernisieren und so internationalkonkurrenzfähig bleiben. Auf der anderen Seite tiefer gelegene Wintersportorte, die bereits heute nur über eine marginale klimatische Voraussetzung verfügen. Aufgrund der verkürzten Saisondauer werden diese Orte mit großen wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen haben, und es besteht die Gefahr, dass sie über kurz oder lang aus dem Wintertourismusmarkt ausscheiden. Die Fokussierung der bisherigen Untersuchungen auf den Wintertourismus darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch die Sommersaison von einer Klimaänderung betroffen ist: Eine Klimaerwärmung führt zu einer Verlängerung der Sommersaison und damit – zumindest theoretisch – zu einer besseren Auslastung der entsprechenden Infrastrukturen, wie Freibäder, Camping- und Caravaning-Plätzen oder Golfanlagen; theoretisch deshalb, weil Regelungen der Ferien von Schulen und Betrieben von größerem Einfluss auf die Nutzungsdauer sein dürften als die Klimaerwärmung. Eine Klimaänderung führt nicht nur zu erhöhten Temperaturen, sondern auch zu Änderungen beiden Niederschlagsverhältnissen im Sommer und im Winter. Gemäss den Klimaszenarien ist in weiten Gebieten des Alpenraums im Sommerhalbjahr mit geringeren Niederschlägen zu rechnen ,d.h. Wasser könnte verstärkt zu einem Engpassfaktor der touristischen Entwicklung werden. Im Winterhalbjahr ist mit höheren Niederschlägen zu rechen, die aber in Zukunft vermehrt als Regen und weniger in Form von Schnee fallen werden. Bei einer Beurteilung der Risiken und Chancen eines Klimawandels für den Tourismus im alpinen Raum gilt es aber auch die Situation in Regionen, die in Konkurrenz zum Alpenraum stehen, zu berücksichtigen. Im Sommer besteht schon seit langem u.a. eine Konkurrenz zwischen dem Alpenraumund dem Mittelmeerraum (Ferien in den Bergen vs. Ferien am Meer). In der Wintersaison sieht die Situation anders aus: Dann steht der Alpenraum sowohl mit anderen für Schneesportaktivitäten geeigneten (Gebirgs-)Räumen als auch mit Badedestinationen im Süden in Konkurrenz. Im Alpenraum selbst erfolgt eine Verlagerung der Schneesportaktivitäten in hoch gelegene Regionen. Die Befürchtung, dass eine bedeutende Verlagerung in noch höher gelegene Gebirgsräume außerhalb der Alpen, z.B. Kaukasus oder Himalaya stattfinden wird, dürfte aus folgenden Gründen mittelfristig eher unbegründet sein: Zuerst muss in jenen Regionen eine touristische Infrastruktur i.w.S. aufgebaut werden, die konkurrenzfähig zu derjenigen im alpinen Raum ist. Nicht zu unterschätzen sind ferner die gesundheitlichen Risiken von Aufenthalt und Sport in großen Höhen, insbesondere für nicht besonders gut trainierte ‚Durchschnittstouristen’. Viel bedeutsamer dürfte auch in Zukunft die Konkurrenz durch Feriendestinationen im Süden (Winter-Badeferien) sein. Wie sich diese Konkurrenzsituation in Zukunft entwickeln wird, dürfte aber nicht so sehr durch die Klimaänderung, sondern durch andere Faktoren bestimmt werden: Stellenwert des Schneesports in der Gesellschaft, Alternative Freizeit- und Sportmöglichkeiten, Kosten für Schneesportferien und Badeferien im Vergleich und nicht zuletzt eine mögliche Besteuerung von Flugbenzin auf Grundeiner aktiveren Klima(schutz)politik.
3. Strategien und Maßnahmen
Die Klimaänderung bildet für den Tourismus eine große Herausforderung. Im Zentrum der Anstrengungen, die von den Tourismusverantwortlichen ergriffen werden, stehen Anpassungsstrategien. Diese können – dargestellt am Beispiel des Skitourismus – folgendermaßen gegliedert werden:
Anpassungsstrategien
1. Maßnahmen zur Weiterführung des Skitourismus
1.1 Künstliche Beschneiung
1.2 Geländekorrekturen
1.3 Erschließung höher gelegener Gebiet
1.4 Zusammenarbeit
2. Finanzielle Unterstützung
2.1 Einmalige Beiträge
2.2 Jährliche Beiträge
3. Entwicklung von Alternativen zum Skitourismus
3.1 Schnee unabhängige Winter-Angebote
3.2 Ganzjahres-Tourismus
4. Fatalismus
4.1 ‚Business as usual’
4.2 Aufgabe des Skitourismus
Im Folgenden sollen nun einige Angaben zu den genannten Maßnahmen gemacht werden: Die wohl am häufigsten genannte und ‚populärste’ Maßnahme ist die künstliche Beschneiung.
Eine Kunstschneeanlage benötigt aufwändige Ressourcen und Infrastrukturen, z.B. im Durchschnitt500 Liter Wasser und 1 – 9 kWh elektrische Energie pro Kubikmeter Kunstschnee. In der Schweiz wird mit folgenden Kosten gerechnet: Die Investitionskosten für 1 km Beschneiungsanlagebelaufen sich auf rund 1 Mio. Fr., die jährlichen Betriebskosten betragen pro Kilometer Skipiste 40'000 Fr. für Präparierung plus 20 – 30'000 Fr. für Beschneiung. Die beiden Engpassfaktoren beider künstlichen Beschneiung sind das Geld und, vor dem Hintergrund, dass in Zukunft die Sommertrockener sein werden, das Wasser. Geländekorrekturen können sowohl klein- als auch großflächige Ausmaße annehmen.
Wichtige Ziele solcher Eingriffe sind die Herabsetzung der minimal erforderlichen Schneehöhen für den Skibetrieb, die Erleichterung des Einsatzes von Pistenfahrzeugen und der künstlichen Beschneiung und damit eine Verbesserung der Pistenverhältnisse in schneearmen Wintern. Planierte Pistenkönnen je nach Intensität der Baumassnahmen verändertes Abflussverhalten, veränderte Bodenstruktur und als Folge davon veränderte Pflanzendecke sowie veränderte Fauna im Boden und in der Pflanzendecke aufweisen. Nicht zuletzt verändern sie aber auch das Landschaftsbild. Aus ökologischer Sicht und im Interesse des Sommertourismus sind diese Eingriffe auf das absolute Minimum zu beschränken. Das Skifahren hat sich dem Gelände anzupassen und nicht umgekehrt. Die Erschließung höher gelegener Gebiete kann eine erhöhte Schneesicherheit, eine bessere Schneequalität und den Reiz hochalpiner Landschaften bieten. Eine solche Strategie ist natürlich nur möglich, wenn aufgrund der Topographie überhaupt die Erweiterung eines Skigebietes in die Höhe möglich ist. Die Strategie ‚touristische Hochgebirgserschließung’ ist mit Risiken verbunden. Die Erschließung hoch gelegener Gebiete ist mit einem großen technischen Aufwand verbunden und dementsprechend kostspielig, nicht zuletzt in Gebieten mit Permafrost-Vorkommen. Hoch gelegene Gebiete sind ökologisch sehr sensible Räume. Entscheidend für den Skibetrieb sind neben der Schneesicherheit auch die Wetterbedingungen. Wind, Kälte, Nebel führen oft bei hoch gelegenen Seilbahnen zu Betriebsunterbrüchen und zur Sperrung von Skipisten aus Sicherheitsgründen. Hoch gelegene Skigebiete werden als Folge vermehrter Winterniederschläge, die auch in einerwärmeren Zukunft dort als Schnee fallen, verstärkt durch Lawinen gefährdet sein. Zudem werden zeitaufwändige An- und Rückfahrten per Seilbahn zu den Hochgebirgspisten von den Touristen wenig geschätzt.
Unabhängig von der Klimaänderung steigt der Zwang zur Zusammenarbeit innerhalb der touristischen Anbieter. Dabei ist sowohl an die horizontale Zusammenarbeit zwischen Bergbahnunternehmen, zwischen einzelnen Skigebieten und zwischen verschiedenen Destinationen als auch an die vertikale Zusammenarbeit innerhalb der touristischen Dienstleistungskette zwischen Hotellerie, Bergbahnen, Sportartikelverleihfirmen usw. zu denken. Ferien bedeuten eine Kombination von Unterkunft, Verpflegung und Skipass. Der Tourist verlangt heute vermehrt entsprechende Paket bzw. Pauschalarrangements. Zusammenarbeit hat somit nicht allein zum Ziel Synergien auszunützen, Rationalisierungseffekte zu erzielen und Kosten zu senken, sondern auch attraktive Angebote für die Gäste zu entwickeln. Schon etwas älter ist der Vorschlag, dass finanzstärkere Bahnen in den Alpen mit kleineren Unternehmen im voralpinen Raum kooperieren. Vor dem Hintergrund der abnehmenden Zahl an Skifahrern, nicht zuletzt bei Jugendlichen, und wenn man weiß, wie wichtig die kleineren Skigebiete für das Erlernen des Skifahrens sind, ist diese Kooperations-Idee weiterhin sehr aktuell, um dem Skifahren den Nachwuchs zu sichern. Als Folge der Klimaänderung haben die Forderungen nach finanzieller Unterstützung zugenommen. Dabei geht es meist um die Forderung nach Unterstützung von Bergbahnunternehmen, die als Folge des durch die Klimaänderung bzw. schneearmer Winter verstärkten Strukturwandels in Bedrängnis geraten sind. Die Expansionsstrategie der Seilbahnunternehmen (Erhöhung der Transportkapazitäten, Steigerung der Frequenzen, Erhöhung des Komforts, Erweiterung der Skigebiete, künstliche Beschneiung) war, ist und wird auch in Zukunft mit hohen Investitionskostenverbunden sein. In den letzten fünf Jahren tätigte die schweizerische Seilbahnwirtschaft Investitionen von über 600 Mio. Fr.; die notwendigen Investitionen in Ersatzanlagen betragen mehr als1'400 Mio. Fr. Die Argumentation lautet oft, dass es sich bei Bergbahnen und Beschneiungsanlagen um einen Service public handle, der gleich wie beispielsweise ein kommunales Hallenbad von der öffentlichen Hand zu unterstützen sei. Mit einer volks- statt regionalwirtschaftlichen Argumentation sollten die Subventionen (wenn überhaupt) eher in die wirtschaftlich rentablen Bahnen fließen, statt das Überangebot im Bereich der Seilbahnkapazitäten künstlich zu erhalten. Dies fördert bloß, dass heute mit öffentlicher Unterstützung die Skiliftruinen von morgen gebaut werden. Der Tourismus ist in vielen alpinen Regionen die Leitindustrie. Alternativen – im eigentlichen Sinne des Wortes – gibt es nicht.
Aufgrund seiner hohen Wertschöpfung kommt dem Wintertourismus innerhalb des Tourismus eine besondere Bedeutung zu. Innerhalb des Wintertourismus spielt der alpine Skitourismus eine wichtige Rolle. Zu dieser Form des Tourismus gibt es zahlreiche Alternativen:Ski-Langlauf, Snowboarden, Schneeschuh-Laufen, Schlitteln, Winterwandern usw. All diesen Alternativen gemeinsam ist, dass sie auf das Vorhandensein von Schnee und auf ein winterliches Ambiente angewiesen sind und dass sie geringere Umsätze generieren als das Alpinskifahren. Sie sehen sich bei einer Klimaänderung und bei Schneearmut mit ähnlichen Problemen konfrontiert wie der alpine Skitourismus. Fehlender Schnee kann nicht durch „Wintersonne/Nebelfreiheit„ ersetzt werden. Trotzdem müssen die Anstrengungen zur Verringerung der Schneeabhängigkeit unterstützt werden. Zu denken ist hier an den Seminar- und Kongresstourismus sowie an den Wellness- und Gesundheitstourismus im Winter. Dabei muss allerdings das Nachfragepotenzialgründlich und seriös abgeklärt werden. Eine weitere Möglichkeit, die Winter- und Schneeabhängigkeit zu reduzieren, besteht in der Förderung der Sommersaison unter Einbezug der Zwischensaisons im Frühsommer und Herbst, d.h. den Aufbau eines Vier-Jahreszeiten-Tourismus. In diesem Zusammenhang muss auf die Bergbahnen hingewiesen werden. In der Schweiz beförderten die Bergbahnen 1997 327.1 Mio. Personen, davon 89% im Winter. Bei den Luftseilbahnen und Skiliften, welche 1997 einen Ertrag von 639.3Mio. Fr. erwirtschafteten (= 79% des Ertrags aller Bergbahnen) entfielen 83% auf den Winter. Für zahlreiche Bergbahnen ist das Sommergeschäft von untergeordneter Bedeutung und teilweise defizitär. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht wäre es oft zweckmäßig, wenn sie ihren Betrieb im Sommer einstellen würden, aus regionalwirtschaftlicher Sicht wäre dies allerdings verhängnisvoll und hätte auch negative Auswirkungen auf die Wintersaison. Es gibt natürlich auch die Strategie, das Geschäft wie bisher weiterzuführen und allenfalls später, beispielsweise im Zusammenhang mit einer Nachfolgeregelung, bei einem großen Investitionsentscheid oder bei Bahnen bei einer Konzessionserneuerung aufzugeben.
Als Beispiel für die Aufgabe eines Skigebietes kann das Skigebiet Girlen im Obertoggenburg (Kt. St. Gallen) mit drei Skiliften auf einer Höhenlage von 654 – 1301 m.ü.M. genannt werden: 1970 Gründungsjahr / 1977und 1981 Ski-Weltcuprennen (Riesenslalom) / 1996 Konkurs / 1999 Abbruch der Anlagen. Der Rückbau von tief gelegenen Skigebieten wird in Zukunft ein Thema sein, mit dem sich der Tourismus, die Raumplanung und die Regionalwirtschaft beschäftigen müssen. Dabei ist darauf zu achten, dass bei der Aufgabe eines Seilbahn-, eines Skiliftunternehmens genügend Mittel zur Verfügung stehen, um nicht mehr benötigte Gebäude und Anlagen abzubrechen und notwenige Rekultivierungsmaßnahmen zu ergreifen. Im Zentrum der Strategie- und Maßnahmendiskussionen beim Thema ‚Klimaänderung und Tourismus stehen Anpassungsstrategien und -maßnahmen. Die Tourismusverantwortlichen müssen sich aber in verstärktem Masse mit Vermeidungsstrategien auseinandersetzen.
Der Begriff ‚Vermeidungsstrategien’ darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine Klimaänderung nicht vermieden, sondern höchstens reduziert und verlangsamt werden kann:
Vermeidungsstrategie
1. Reduktion der tourismusbedingten Emission klimarelevanter Gase
1.1. Optimierung des Energieeinsatzes in Tourismusbetrieben
1.2 Maßnahmen beim Tourismusverkehr
2. Einsatz des Tourismus für eine langfristige Klima- und Umweltpolitik
Der Tourismus als Mitverursacher des anthropogenen Treibhauseffektes muss einen Beitrag zur Verringerung der Kohlendioxid- und anderer Emissionen leisten. Und zwar nicht nur auf der lokalen und regionalen Ebene, sondern auch auf der internationalen, d.h. beim Flugverkehr. Solche Maßnahmen müssen gegenüber der Öffentlichkeit und den Touristen kommuniziert werden, um zu zeigen, dass der Tourismus von einer Klimaänderung betroffen aber auch bereit ist, Vermeidungsmaßnahmen zu ergreifen, die, beispielsweise in Form höherer Transportkosten, Anbietern und Nachfragern ‚weh tun’, die aber notwendig sind, um ein nachhaltiges Überleben des Tourismus zu sichern. Dazu zählt auch, dass sich die verschiedenen touristischen Organisationen auf den unterschiedlichen politischen Ebenen für eine langfristige Klima- und Umweltpolitik einsetzen. Es ist erstaunlich, ja geradezu erschreckend, wie gering der bisherige Einsatz war angesichts der Bedeutung der Klimaänderung für die Zukunft des Tourismus.
4. Schlussbemerkung
Die Auswirkungen der Klimaänderung auf den Tourismus im Allgemeinen und auf den Alpentourismus im Speziellen sind beträchtlich. Die Touristiker sind sich dessen bewusst und können sich auf diese Veränderungen einstellen. Allerdings beschränken sich die bisherigen Kenntnisse vor allem auf Auswirkungen auf und Strategien für den Wintertourismus. Die Auswirkungen auf den Sommertourismus sind noch kaum untersucht. Auch wenn diese im Vergleich zum Wintertourismus als geringer einzuschätzen sind, sollten diese genauer abgeklärt werden, weil sich hier möglicherweise nicht nur Risiken, sondern auch Chancen für den Tourismus und damit für die Regionalentwicklung im alpinen Raum ergeben. Aus ureigenstem Interesse sollte der Tourismus daran interessiert sein, dass die transdisziplinäre Forschung in diesem Gebiet intensiviert wird und dass die Forschungsresultate in der Praxis umgesetzt werden. Die Klimaänderung ist eine der großen Herausforderungen für den Tourismus und den Alpenraum in den nächsten Jahrzehnten. Gerade bei den Gletschern manifestiert sich die Klimaänderung augenfällig, und die Folgen im Tourismus sind beträchtlich. Aber die Klimaänderung hat nicht allein Auswirkungen auf den Tourismus, sondern auf das gesamte Umwelt- und sozioökonomische System