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Ortsgruppen

Wie zerstört man einen Lebensraum

Seit inzwischen 18 Jahren wohne ich in Bischofswiesen und erlebe die nachhaltige Zerstörung des Lebensraumes längs der Bischofswieser Ache mit einem besonderen Schwerpunkt im Ort. Waren Weg und Acheufer damals noch mit schönen großen Schatten spendenden Bäumen gesäumt, weshalb sie auch als Biotop kartiert wurden, stehen jetzt überwiegend nur noch ein paar dünne Ruten herum, die bestimmt kein Nistplatz für unsere Vögel mehr sein können.

16.03.2023

 

Obwohl im Zusammenhang mit Hochwasser und Gewässerökologie immer wieder betont wird, dass den Flüssen wieder mehr Raum gegeben werden muß, findet man ständig Rechtfertigungen dafür, ihnen Platz zu nehmen und diesen in Verkehrsflächen umzuwandeln, damit wir schneller unterwegs sein können. Ach ja und sicherer, schließlich könnte ja ein Ast abbrechen oder gar der Baum umfallen, weil die regelmäßige Kontrolle nicht stattfinden konnte. Aber weil der Artenrückgang gar so dramatisch ist, hat der Gesetzgeber angeordnet, dass vom 1. März bis 30. September Bäume und Hecken nicht gefällt oder beseitigt werden dürfen. Seit Ende Februar und auch am 1. März waren Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamtes (WWA) mit großem Fleiß an der Ache unterwegs, um das Gewässer sicher fürs Hochwasser zu machen, d.h. alle Bäume und Sträucher die am Ufer stehen und dieses befestigen, werden abgeholzt und teilweise samt Wurzelwerk herausgerissen, damit das Wasser schneller abfließen kann. Nur jene Bäume oder Sträucher, die direkt oben auf der Krone stehen, durften bleiben. Dort sind auch noch die Stümpfe der großen alten Bäume zu sehen, die vor ein paar Jahren für unsere Sicherheit gefällt wurden.

 

Nach meiner Erfahrung wissen die Mitarbeiter des WWA über Gewässerökologie und Klimaschutz sehr viel, aber was hier im Talkessel an den Gewässern passiert, ist eine Katastrophe. Der Weg war wunderbar zur Naherholung für einen kurzen Spaziergang geeignet, fühlte man sich doch von der immer stärker befahrenen Straße deutlich getrennt, gleichzeitig wurde das Gewässer beschattet und bot den Fischen Schutz, den Vögeln und Insekten Lebensraum samt Nahrungsquelle und ganz wichtig: verbesserte die Luftqualität, auch für die Anwohner. An heißen Sommertagen war es dort besonders angenehm, denn auf dem Weg war es deutlich kühler als in der aufgeheizten Umgebung. Aber all das ist passé, die Schulkinder kennen die alte Wegequalität nicht mehr und werden sie deshalb auch nicht vermissen können. Dank der Vielzahl an Hackschnitzelanlagen gibt es genügend Abnehmer, die aus dem Gehölz schnell wieder CO2, Feinstaub, Asche und Wärme werden lassen. Jahr für Jahr wird der Anblick trostloser und lebensfeindlicher, auch wenn es einen fleißigen Akteur gibt, der versucht mit ein paar Pflanzungen das Ortsbild zu verbessern. Nur leider lassen sich damit die flächigen Zerstörungen, die nicht nur vom WWA sondern auch den Bayerischen Staatsforsten, dem Straßenbauamt und der Gemeinde organisiert wurden und werden, nicht ausgleichen, so dass wir immer schneller in die Klimakatastrophe hineinschlittern, trotz aller gegenteiligen Beteuerungen