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Wasserkraftwerk Nonner Rampe und kein Ende

In der Stadtratssitzung zum geplanten Kraftwerk Nonner Rampe wurde vom Klimawandel geredet und dem Ziel, in Bayern bis 2040 klimaneutral zu werden. Alle müssten Ihren Beitrag zur Energiewende leisten, „jede Kilowattstunde zählt“ und da wäre für Bad Reichenhall die Wasserkraft ideal. Wenn man diese Argumente benutzt, muss man die entscheidende Frage stellen: Wieviel Energie muss man zunächst einmal in diesen Kraftwerksbau stecken und wieviel CO2 wird dadurch insgesamt frei?

29.10.2023

Lauter Ungereimtheiten

In der Stadtratssitzung zum geplanten Kraftwerk Nonner Rampe wurde vom Klimawandel geredet und dem Ziel, in Bayern bis 2040 klimaneutral zu werden. Alle müssten Ihren Beitrag zur Energiewende leisten, „jede Kilowattstunde zählt“ und da wäre für Bad Reichenhall die Wasserkraft ideal. Wenn man diese Argumente benutzt, muss man die entscheidende Frage stellen: Wieviel Energie muss man zunächst einmal in diesen Kraftwerksbau stecken und wieviel CO2 wird dadurch insgesamt frei? Erst so kann man ermessen, ab welchem Jahr sich das Kraftwerk energetisch und fürs Klima überhaupt erst lohnt. Zahlen dazu fehlen völlig.

Die Stadträte thematisieren einzig den finanziellen Aspekt, der auch keinesfalls überzeugend klingt.

Auch die Frage von Michael Nürbauer über die Kosten der jetzt zusätzlich erforderlichen Unterführung der Leitungen (die bisher im Nonner Steg verlaufen) konnte nicht beantwortet werden. Dabei stellen diese Kosten doch den sogenannten „Synergieeffekt“ der Kombination Steg mit Kraftwerksdamm jetzt völlig infrage. Die unsinnige Streckenführung des neuen, um 50 Meter flussaufwärts versetzten, Stegs scheint niemand zu stören.

Die Frage der Grundlastfähigkeit konnte ebenfalls noch nicht beantwortet werden, sie werde „erst offiziell ermittelt“. Grundlast kann man verschieden definieren. Bei Wasserkraft scheint ein großer Vorteil zu sein, bei Dunkelflaute (keine Sonne, kein Wind) noch Strom liefern zu können. Kritisch kann dies vor allem im Winter bei hohem Stromverbrauch werden. Wenn man jetzt (muss man leider selbst errechnen) aus den täglich verfügbaren Abflussmessungen der Saalach (Messstelle Unterjettenberg) die Januarwerte der letzten 10 Jahre mittelt, kommt man auf durchschnittlich gerade mal 5,5 m3/s. Dies heißt, abzüglich des Wassers für die Fischtreppe, werden nicht einmal ein Zehntel der Nennleistung des Kraftwerks erreicht. Der Wasserfluss der Saalach im Januar liegt an den meisten Tagen an oder sogar unter der Grenze der Betriebsfähigkeit des Kraftwerks. Genau dann, wenn die Leistung im Winter dringend gebraucht würde, ist sie praktisch nicht verfügbar.

Fragen zur Ökologie (es soll ja angeblich „umweltschonend“ Energie gewonnen werden) werden mit dem Hinweis auf ein Gutachten abgeschmettert, das man von der LRA-homepage herunterladen kann. Erich Prechtl von der Saalach-Allianz sagt zu diesem Gutachten: Bereits im Verfahren von 2019 konnten wir dessen Aussagen anhand eindeutiger Fakten widerlegen. Kraftwerksturbinen zerhäckseln nun mal Fische, wobei die Vielzahl der kleinen Fische, also des Nachwuchses, auch mit allen Tricks nicht von der Turbine ferngehalten werden kann.

„Es ist uns ganz wichtig, dass die Menschen auch etwas von dem Projekt haben“, so der Geschäftsführer der Landeskraftwerke, und meint damit den Entwurf für eine Aufweitung des Saalachbetts durch das Wasserwirtschaftsamt (WWA) direkt unterhalb des Nonner Stegs. Ein ähnliches Projekt wurde ja 1 km flussabwärts bereits begonnen, um die Europäische Wasserrahmenrichtlinie umzusetzen. Es hindert das WWA überhaupt niemand, auch ohne Kraftwerksbau ein solches 2. Projekt umzusetzen und die Saalach damit zunehmend aus ihrem Korsett zu befreien. Man muss sie dafür oberhalb nicht extra noch fesseln.

 

Dr. Michael Wittmann