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Ortsgruppen

TU München - einfach bauen im Außenbereich

Auf ihrem monatlichen Treffen der Berchtesgadener Ortsgruppe des Bund Naturschutz in Bayern e.V. (BN) diskutierten die Naturschützer aktuelle Themen von der Villa Schön über die TU Forschungsstation am Roßfeld bis zur Neuauflage des Wasserkraftwerks am Felsentor in der Ramsau und

09.08.2019

Villa Schön soll schön bleiben

Auf ihrem monatlichen Treffen der Berchtesgadener Ortsgruppe des Bund Naturschutz in Bayern e.V. (BN) diskutierten die Naturschützer aktuelle Themen von der Villa Schön über das Ganghoferfeld bis zur Neuauflage des Wasserkraftwerks am Felsentor in der Ramsau und die Forschungsstation im Bereich der Roßfeldstraße im gemarkungsfreien Gebiet.

 

Berchtesgaden: Nach wie vor beschäftigt die Villa Schön große Teile der Bevölkerung. Der Aussage von Marktbürgermeister Franz Rasp, dass der Bescheid rechtswidrig war, ist nur zuzustimmen, denn dass es sich um einen Außenbereich handelt, hatte vorsitzende Richterin Andrea Breit mit den beisitzenden Richtern deutlich herausgearbeitet. Auch weshalb dem Naturschutz hier so viel Augenmerk geschenkt wird und einem anerkannten Naturschutzverband deshalb die Klageberechtigung gegeben ist. Weshalb das Landratsamt nun wieder zu einem anderen Ergebnis gelangt, blieb unverständlich und es bleibt die Urteilsbegründung abzuwarten. Aufgrund der hohen Spendenbeteiligung aus der Region betrachtet der Bund Naturschutz die erfolgreiche Klage vordergründig als einen Sieg von Berchtesgadenern für Berchtesgaden. Der Erbauer der Villa Schön, Exzellenz, Botschafter a. D. Wilhelm Eduard Freiherr von Schoen war zu Lebzeiten vor 100 Jahren Mitglied des Bund Naturschutz und hätte den Ausgang der Gerichtsverhandlung sicherlich begrüßt, ist sich BN-Kreisvorsitzende Rita Poser sicher.

 

Wasserkraftwerk am Felsentor

Ausgerechnet am Verhandlungstag der Klage Villa Schön wurde das Verfahren Wasserkraftwerk am Felsentor in der Ramsau neu eingeleitet. Hier hatten der BUND Naturschutz, unterstützt vom Landesbund für Vogelschutz und dem Landesfischereiverein im Jahr 2014 beim Verwaltungsgericht in München erfolgreich geklagt. Bei der mündlichen Verhandlung 2016 zog der Antragsteller seinen Antrag zurück, so dass dem Landratsamt die Aufhebung des Bescheids erspart blieb, und anders als bei der Villa Schön, kein Urteil gesprochen wurde. Neben dem Betriebsgebäude mit Parkplatz soll jetzt auch ein stationärer Säulendrehkran mit Greiferkorb auf dem Steg der geplanten Wehranlage errichtet werden sowie eine Nothaltebucht ca. 50 Meter unterhalb der Wehranlage, zitiert Kreisvorsitzende Rita Poser aus dem Amtsblatt.

Mehr Landschaftsverschandelung am Eingang des Bergsteigerdorfes Ramsau geht nicht.

Gebaut werden muss auch eine temporäre Baustraße im Uferbereich. Dabei steht in der Koalitionsvereinbarung der Staatsregierung, dass keine neuen Kleinkraftwerke mehr gebaut werden sollen, auch im Hinblick auf die Wasserrahmenrichtlinie. Demnach darf der Zustand eines Gewässers nicht mehr verschlechtert werden. Der BN wird im Verfahren Stellung beziehen und hofft, dass das Landratsamt dem Projekt von vornherein eine Absage erteilt. Im anderen Fall wird geprüft werden müssen, eine erneute Klage beim Verwaltungsgericht einzureichen. 

 

Forschungsstation am Rossfeld

Nach Angaben der Pressestelle der TU München sollen hier mitten im Wald neuartige mit Naturerkundung verbundene Unterrichtskonzepte entwickelt werden, die direkt in der Natur beginnen. Gleichzeitig sollen die Auswirkungen veränderter Umweltbedingungen auf Ökosysteme erforscht werden. Mit dem Bauwerk und der im Wald neu errichteten Infrastruktur samt der Fahnenanlage, wie man sie sonst nur von Kaufmärkten aber nicht in der Natur kennt, wurde bereits ganz erheblich in das Ökosystem ‚Wald‘ eingegriffen. Bleibt zu hoffen, dass diese Form der Landschaftsverschandelung nicht Teil der neuen Unterrichtskonzepte wird. Nun sollen die Auswirkungen erforscht werden. So richtig erschließt sich der Forschungsansatz nicht, findet BN-Kreisvorsitzende Rita Poser, denn dass sich Hangabgrabungen, Waldrodung sowie der massenhafte Eintrag von Fremdstoffen negativ auf ein Ökosystem auswirken, muss nicht mehr erforscht werden. Vielmehr erinnert es das Kunstmärchen von ‚Des Kaisers neue Kleider‘, so Poser weiter.

 

Kein Verständnis für Bebauung Ganghoferfeld

Völlig offen ist die Entwicklung am Ganghoferfeld, da es allgemein nur wenig Verständnis dafür gibt, diese das Landschaftsbild prägende jahrhundertealte landwirtschaftliche Kulturfläche großflächig zu bebauen. Zum anderen Nähe eines Verkehrsknotenpunkts, dem Kreisverkehr, und an einer sehr stark befahrenen Straße gebaut werden, was umfangreiche, das Landschaftsbild zusätzlich belastende Lärmberuhigungsverbauungen nach sich ziehen wird. „Unter raumplanerischen Gesichtspunkten ist ein Bebauungsplan auf grüner Wiese am Ganghoferfeld nicht genehmigungsfähig“, ist sich BN-Ortsvorsitzender Paul Grafwallner sicher. „Interessant, dass die CSU-Fraktion ein Ratsbegehren für die Bebauung im Ganghoferfeld auf den Weg bringen möchte“, bei dessen Ausarbeitung die Verwaltung hilfreich sein sollte, wie auf der letzten Gemeinderatssitzung zu hören war. Grundsätzlich stehe er einem Ratsbegehren positiv gegenüber, jedoch müsse die Formulierung des Antrags erst abgewartet werden. In diesem Zusammenhang erinnerte er auf gravierende Ungereimtheiten beim Bürgerentscheid Altes Rathaus, dem auch ein Ratsbegehren vorangestellt wurde.

Weiter kritisierte er, dass wiederholt in der Öffentlichkeit behauptet wurde, es bestünde sehr hohe Nachfrage nach Grundstücken für die heimische Bevölkerung. Wie allerdings auf der vergangenen Sitzung des Bischofswieser Gemeinderats bei der Vergabe von fünf Grundstücken in wesentlich besserer Wohnlage am Kressenfeld deutlich wurde, ist ledig eine überschaubare Nachfrage von für das Einheimischenmodell berechtigten Bürgern vorhanden gewesen, es waren 28, wovon 5 am Kressenfeld zum Zug gekommen sind. „Für die verbleibende, doch relativ geringe Anzahl das Ganghoferfeld zu opfern ist nicht hinnehmbar“. Dafür muss kein Bebauungsplan in sehr feuchter Lage aufgestellt werden Zudem wäre es für die Region wesentlich wichtiger das Hauptaugenmerk auf bezahlbare Mietwohnungen zu legen, wie dies beispielsweise bereits am Burgergraben geschehen soll. „Die grundsätzlich falsche Boden- und Baupolitik der vergangenen Jahrzehnte muss ein Ende haben, weitere Fehler dürfen nicht mehr hingenommen werden und ich bin mir sicher, dass die Bürger in einem Bürgerentscheid mehrheitlich gegen die Verbauung des Ganghoferfeldes stimmen werden“, resümierte Grafwallner.