Stadtratssitzung Nonner Rampe: Beobachtungen und Fragen
„Durchgängig für Fische und Radfahrer“
Für mich als Zuhörer bei der Vorstellung des geplanten Kraftwerks Nonner Rampe wirkten die Ausführungen des Stadtwerkeleiters und des Geschäftsführers der Landeskraftwerke wie reinstes „Schönsprech“ von zwei Beamten, die sich selbst als „bekennende Wasserkraftler“ bezeichneten. Natürlich, den Klimawandel leugnen sie nicht und auch nicht, dass die Niederschlagsmengen zurück gehen, aber auf die Saalach hätte dies keine Auswirkung. Nur dass sich die Niederschläge verschieben, was aber der Rendite des Kraftwerks keinen Abbruch tut und das Jahr 2023 würde sogar sehr gut laufen.
Spaziergänger sehen allerdings seit Wochen, wie gering die Wasserführung der Saalach ist. Der Wasserstand ist auf ein bisher nicht gekanntes Niveau abgesunken und man kann die tatsächlichen Zahlen auch im Internet mitverfolgen. Unter der Suchfunktion „Pegel Unterjettenberg“ kann man sich amtlich bestätigen lassen, seit Mitte August ist bis auf wenige Tage Flaute. 50 cbm Wasser pro Sekunde bräuchte es, um beide Turbinen unter Volllast betreiben zu können. Stand heute (26.10.23) sind es gerade mal 6,46 cbm/s und davon würden zudem noch 0,6 cbm/s für die Fischtreppe abgehen. Seit zweieinhalb Monaten könnten also nicht 2.000 Haushalte mit Strom versorgt werden, sondern wohl nur ein paar Dutzend. Dies dann als ein grundlastfähiges Kraftwerk auszugeben, halte ich für fragwürdig.
Auf die Frage eines Stadtrates an die möglichen zukünftigen Betreiber nach einer aktuellen Renditeberechnung, hieß es, in solchen Fällen würde die Berechnung erst vorgenommen werden, wenn der Bau des Kraftwerks genehmigt ist und es an die Finanzierung und Umsetzung geht. Das bedeutet, die Renditeberechnung, die bei Planungsbeginn 2014 gemacht wurde und auf den Abflusszahlen von 1910 bis 2004 basiert, gilt bis heute. Und auf die Rückfrage, wer die Planungskosten bis dahin tragen müsste, wenn sich das Kraftwerk dann doch nicht rechnet, musste der Vertreter der Stadtverwaltung eingestehen, darauf würde dann wohl die Stadt sitzen bleiben. Ein verantwortlicher Umgang mit Steuergeldern sieht anders aus.
Ulrich Scheuerl