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Ortsgruppen

Mitgliederversammlung in der OG Bad Reichenhall

Bund Naturschutz sieht viele Baustellen

Vorstand Dr. Michael Wittmann begrüßte die Mitglieder der Ortsgruppe (OG) Bad Reichenhall im Bund Naturschutz (BN) und besonders Herrn Oberbürgermeister Dr. Christof Lung. Er begann seinen Bericht über die Aktivitäten der OG mit einem Zitat vom beliebten Fernsehmoderator Eckart von Hirschhausen, der da sagt „Es ist schwer, die Welt ehrenamtlich zu retten, solange sie andere hauptberuflich zerstören“. Dieser Gedanke zieht sich wie ein roter Faden durch das Wirken wohl aller Verbände, die sich den Schutz unserer bedrohten Natur auf die Fahnen geschrieben haben.

14.02.2024

Bund Naturschutz sieht viele Baustellen

Vorstand Dr. Michael Wittmann begrüßte die Mitglieder der Ortsgruppe (OG) Bad Reichenhall im Bund Naturschutz (BN) und besonders Herrn Oberbürgermeister Dr. Christof Lung. Er begann seinen Bericht über die Aktivitäten der OG mit einem Zitat vom beliebten Fernsehmoderator Eckart von Hirschhausen, der da sagt „Es ist schwer, die Welt ehrenamtlich zu retten, solange sie andere hauptberuflich zerstören“. Dieser Gedanke zieht sich wie ein roter Faden durch das Wirken wohl aller Verbände, die sich den Schutz unserer bedrohten Natur auf die Fahnen geschrieben haben.

Aber zunächst durchaus Positives: auch im letzten Jahr konnten an den Amphibienschutzzäunen in Karlstein und Bayer. Gmain über tausend Kröten, Frösche und Molche vor dem Tod unter Autoreifen bewahrt werden. Viele freiwillige Helfer sind alljährlich notwendig, die Zäune auf- und wieder abzubauen, diese täglich zweimal nach den wandernden Amphibien abzusuchen und die Tiere sicher zu ihren Laichgewässern zu bringen.

Zu einigen Genehmigungsverfahren hat der BN Stellung bezogen, manchmal ohne relevante Einwände, teilweise aber auch mit definitiver Ablehnung. Wittmann verwies zum Beispiel auf das geplante neue Bürogebäude der Fa. Schmölzl in Bayerisch Gmain, das auf grüner Wiese, die seinerzeit als Ausgleichsfläche für den davor erbauten Edekamarkt ausgewiesen wurde, errichtet werden soll.

Die meisten Eingriffe in die Natur werden erst wahrgenommen, wenn sie bereits vollzogen sind: so die Abtragung der kompletten Vegetation am Kraftwerkskanal in Karlstein, die überbordende Trasse für eine neue Soleleitung am Hallthurmer Berg oder die Verrohrung eines kleinen Wasserlaufs und damit Zerstörung eines Feuersalamanderbiotops bei der Fischzucht in Karlstein.

Noch schlimmer verhält es sich bei Großprojekten, die massive Eingriffe in die Naturlandschaft unserer Region bedeuten. Vorrangig sei hier das geplante Wasserkraftwerk an der Nonner Rampe in Bad Reichenhall genannt. Die immer wieder behauptete Verbesserung der Durchlässigkeit für Fische (nur flussaufwärts betrachtet!) ist nicht haltbar. Hier sei wieder einmal daran erinnert, dass die einschlägigen Behörden immer wieder versuchen, sich über Richtlinien und Verordnungen hinwegzusetzen; in diesem Fall über die Europäische Wasserrahmenrichtlinie, die eindeutig die Verschlechterung von Fließgewässern untersagt. Weiter flussabwärts wird diesen Vorgaben aktuell endlich (fällig seit 2015) entsprochen und eine Erweiterung des kanalartigen Flussbetts zur Renaturierung durchgeführt.

Über die Sinnhaftigkeit des Krankenhaus-Neubaus in Bad Reichenhall direkt neben der Saalach und in dem Naherholungsgebiet der Stadt ist schon viel gesprochen worden. Bei der Entscheidung dafür waren allein finanzielle Interessen der KSOB ausschlaggebend, die vielfältigen anderweitigen Interessen der Allgemeinheit wurden in keinster Weise mitbilanziert. Vom vielfach propagierten green-hospital-Gedanken für die neue Klinik ist man bei den KSOB in der Realität weit entfernt.

Unsere Wälder sollten bezüglich Klimawandel besonders als CO2-Speicher in Holz und Waldboden mit besonderer Sorgfalt behandelt werden. Wittmann wies mit vielen Bildern immer wieder auf Schäden hin, die unserer Umwelt mit gravierenden Folgen zugefügt werden: seien es der ungezügelte Forststraßenbau oder die Holzeinschläge im Bergwald unter Einsatz schwerer Maschinen, die den sensiblen Waldboden auf Jahrzehnte schädigen und der Erosion Tür und Tor öffnen.             

Am Müllnerberg stirbt die Schutzwaldfunktion unseres Stadtwalds durch Hitze, Trockenheit, fehlenden Humus und insbesondere völligen Ausfall von Jungwuchs durch Verbiss. Horst Stern hat bereits an Heiligabend 1972 in der ARD die Waldschäden durch zu hohen Wildbestand angeprangert. Unser Reichenhaller Stadtwald ist 50 Jahre danach immer noch massiv betroffen: Der Wald nimmt schweren Schaden und die Allgemeinheit kommt für die Kosten auf, die eine Privatjagd verursacht.

Unser größer Klimasünder ist zweifellos der Straßenbau mit teilweise sinnlosen Bauten wie manch Kreisverkehren, seinen teils jahrelangen Baustellen und den dadurch notwendigen weiten Umfahrungen. Den geplanten Weißbachschlucht-Tunnel, vermutlich der eigentliche Grund für den Bau des Kreisverkehrs am Wegscheid, werden wir zusammen mit einer breiten Bevölkerungsmehrheit aus den verschiedensten Gründen hoffentlich noch abwenden können.  (s. Bild)

Seine Ausführungen belegte Wittmann mit zahlreichen Fotos der diversen Eingriffe, stellte sie aber auch Aufnahmen von – wieder - intakten Naturgebieten wie dem Ainringer Moor gegenüber.

Auch im neuen Jahr wird sich die OG mit vielen der oben genannten Themen beschäftigen (müssen), dazu sollen aber wieder Exkursionen für Naturinteressierte stattfinden und auch 2024 ist wieder die Teilnahme am Stadtfest mit einem Infostand geplant.

Abschließend zu seinem Bericht zitierte Wittmann nochmals v. Hirschhausen, der sagt, das Klima muss nicht gerettet werden, wir Menschen müssen uns und unsere Lebensgrundlagen retten! Leider wollen viele die Warnungen nicht hören. Politiker, die verantwortungsvoll vor Klimawandel, Flächenverbrauch und Artenschwund warnen und Gegenmaßnahmen ergreifen wollen, werden von politischen Gegnern aus wahltaktischen Überlegungen verunglimpft.

Nach dem umfangreichen und doch kurzweiligen Tätigkeitsbericht gab Kassier Wolfgang Huber eine Übersicht über Ausgaben und Einnahmen und attestierte eine solide finanzielle Basis der Ortsgruppe. Kassenprüfer Ullo Scheuerl bestätigte eine einwandfreie Kassenführung und bat die Versammelten um Entlastung von Vorstand und Kassier; diese wurde einstimmig erteilt. Wittmann bedankte sich bei den Vorstandsmitgliedern mit kleinen Blumenpräsenten.

Nach dem offiziellen Teil der Versammlung zeigte Dr. Michael Wittmann Bilder vom Leben an der Saalach. Felsenschwalben, ein Fischotter, die Gänsesäger auf der Jagd nach Fischen unter Wasser oder eine Gebirgsstelze, die drei Jungen füttert – derartig großartige Aufnahmen bewiesen wieder einmal, wie wichtig es ist, unsere wunderbare Umwelt zu bewahren.

Wolfgang Bittner