Hände weg vom Storchennest !
Umweltverbände wenden sich gegen die Beseitigung des Storchennestes auf dem Kamin der Lokwelt in Freilassing
Mit Erstaunen haben Bund Naturschutz i.B.e.V. (BN) und der Landesbund für Vogelschutz e.V. (LBV) aus der Presse entnommen, dass wegen angeblicher Gefährdung des Flugverkehrs das Storchennest auf dem Kamin der Lokwelt in Freilassing wieder abgebaut werden soll. Diese Einschätzung ist sehr weit hergeholt und entspricht nicht den Tatsachen. Die Verbände fordern daher „Hände weg“ von der Nistunterlage.
Wie die Naturschützer berichten: versuchten die Störche bereits im Jahr 2020 auf einem Fahrleitungsmasten bei der Lokwelt ein Nest zu errichten. Dies musste leider aus Sicherheitsgründen (Stromschlag 15 KV) unterbunden werden. Im letzten Jahr (2021) versuchten die anscheinend noch unerfahrenen Störche bereits auf dem Kamin zu brüten, was leider nicht erfolgreich war. Ein Sturm hatte ihr Nest zerstört. Erst mit der künstlichen Nistunterlage gelang heuer eine Brut mit einem Jungvogel. Eine große Fangemeinde hat dabei über die Webcam täglich beobachtet wie es der Storchenfamilie ergeht und der Jungvogel herangewachsen ist. Wenn der Horst abgebaut wird, werden die Störche aufgrund ihrer ausgeprägten Nistplatztreue mit hoher Wahrscheinlichkeit trotzdem versuchen ihren nun angestammten Nistplatz zu besetzen und womöglich ohne menschliche Hilfe erfolgreich brüten. Dann müsste die übertriebene Sorge um den Flugverkehr letztlich sogar zum Abriss des Kamins führen.
Mit Unterstützung der Öffentlichkeit hatte Der Ortsvorsitzende Erich Prechtl (BN) Im Sommer versucht die Nahrungsplätze der Störche ausfindig zu machen. Durch die zahlreichen Rückmeldung konnten er feststellen, dass sich die Nahrungsgründe nur westlich im Peracher- und um das Ainringer Moos befinden. Auch bei der Beobachtung der Webcam am Horst konnte man deutlich feststellen, dass die Altstörche vom Horst aus nach unten Richtung Westen zu den Nahrungsplätzen abgeflogen sind. Keinesfalls sind die Vögel in den Bereich der Einflugschneise gekommen.
Störche sind Segelflieger und können aktiv fliegend keine größeren Strecken zurücklegen. Daher befinden sich ihre Nahrungsgründe höchstens in einer Entfernung von 1 bis 2 Kilometern vom Nistplatz entfernt, berichtet dazu der Kreisvorsitzende Anton Wegscheider vom LBV. Zusätzlich zum Brutpaar befanden sich im Raum Freilassing bis zu 25 Jungstörche die im Alter von 1 bis 3 Jahren noch nicht geschlechtsreif sind. Auch von diesen Tieren ging keine Gefährdung des Flugverkehres aus. Auch auf Österreicher Seite sind Storchenansiedlungen in der Nähe des Flughafens bekannt. Selbst noch Mitte November wurden beim Landesbund für Vogelschutz Störche in der Region gemeldet, was beim immer längeren Verbleiben einzelner Individuen in Deutschland immer häufiger auch im Winterhalbjahr zu erwarten ist.
Zusätzlich weisen die Naturschützer darauf hin, dass zwischen dem Ainringer Moor und den Salzachauen ein regelrechter „Pendelverkehr“ verschiedener Vogelarten, bei dem täglich die Einflugschneise gequert wird, stattfindet. Lachmöwen wechseln täglich von ihrer Brutkolonie im Ainringer Moor nach Siggerwiesen zur Nahrungssuche. Grau- und Silberreiher pendeln von der Salzach ins Ainringer Moor und zurück. Dohlen fliegen in den Wintermonaten vom Untersberg nach Norden ins Salzach Hügelland entlang der Einflugschneise und wieder zurück, bisher ohne jegliche Gefährdung des Flugverkehrs. Auch mittelgroße Greifvögel wie Mäusebussarde und Rotmilane sind ganzjährig im Luftraum präsent. Wenn für absolute Sicherheit gesorgt werden soll, müsste man den südlichen Rupertiwinkel samt FFH-Gebiet Salzachauen zur vogelfreien Zone erklären und die Vogelpopulation, vornehm ausgedrückt, „entnehmen“.
Der Rückbau des Storchennestes würde den Entscheidungsträgern und Antragstellern nicht zu Großer Ehre gereichen meint dazu Erich Prechtl vom BN. Angesichts des derzeit größten Artensterbens weltweit fehlt bei den Umweltverbänden jegliches Verständnis für derartige Vorhaben.
Erich Prechtl Toni Wegscheider