Brutvogelkartierung Saalachau April-Juni 2021
Brutvogelkartierung Saalachau April-Juni 2021 von Fkm 0,00 bis Fkm 4,60
Im Rahmen der „Aktionsgemeinschaft Lebensraum Salzach“ (ALS) wurden bereits in den Jahren 1984/85 der Brutvogelbestand an der Saalach von Fkm 0,00 bis 4,60 erhoben. Im Jahr 1987 wurde an der Salzach der Bereich von Fkm 55,00 bis zur Saalachmündung Fkm 59,30 der Brutvogelbestand erhoben. Die ALS wollte damals die naturschutzfachliche Wertigkeit des Lebensraumes Saalach und Salzach herausarbeiten. In der Zwischenzeit wurde dieser Bereich Teil des FFH-Gebietes Nr.7744-371 Salzach und Unterer Inn und ist zugleich ein Europäisches Vogelschutzgebiet. Man folgte damit der Argumentation der ALS
dass die Salzach ein Teil eines Biotopverbundes von europäischer Bedeutung ist der den Alpen- mit dem Donauraum verbindet. Regelmäßige Beobachtungen des Lebensraumes lassen jedoch befürchten, dass einige Vogelarten in diesem Bereich
in Ihrem Bestand rückläufig, oder einige Arten sogar völlig verschwunden sind. Um Gewissheit zu bekommen wurde die neuerliche Kartierung initiiert. Sie wird im Rahmen der ehemaligen Rasterkartierung durchgeführt, wobei einige aussagekräftige Raster zusammen gelegt wurden. Dabei werden auch Veränderungen des Lebensraumes beschrieben.
Raster 730/735-990
Bau eines Hochwasserschutz Damms entlang der B 20. Verlust von Flächen und Bäumen am Straßendamm. Bau eines Überlaufdammes am Saalachufer. Flächenverlust und Verlust der Ufergehölze (auch durch Hochwasser 2013) und Verlust des Waldrandes. Zusätzlich Eschensterben und Borkenkäferbefall.
Raster 735/740-995
Bau eines Hochwasserschutz Damms entlang der B 20. Verlust von Fläche und Bäumen am Straßendamm. Bau eines Überlaufdammes am Saalachufer. Flächenverlust und Verlust der Ufergehölze (auch durch Hochwasser 2013) und Verlust des Waldrandes. Bau eines 3. Gleises und HW Damm entlang der Bahnlinie München Salzburg. Dadurch Verlust eines Streifens alten Mischwaldbestand. Zusätzlich Eschensterben und Borkenkäferbefall.
Raster 740/745-005
Der Bereich ist vom Eschensterben und Borkenkäferbefall stark betroffen.
Raster 745/750-015
Wiederbewässerung des Mittergraben 2004, ein ehemaliger Seitenarm der Salzach.
Eschensterben ansonsten wenig verändert.
Veränderungen gibt es im Bereich der Freizeitnutzung in der Au. Seit 1984 ist die Bevölkerung der Stadt Freilassing stark gewachsen. In Zeiten der Corona-Pandemie nutzen immer mehr Radfahrer, Reiter und Hundebesitzer die Au als Naherholungsgebiet. Auch werden die Grün- und Ackerflächen zwischen Auwald und B 20 wesentlich intensiver landwirtschaftlich genutzt als vor 30 Jahren.
Kartierungsmethode: Im Jahr 1984 war die Darstellung im Brutvogelatlas Bayerns im 1KM-Raster. Um genauere Angaben zu bekommen wurde die Au in 500m Rastern kartiert. Für die neuerliche Kartierung wurde dieses Schema übernommen. Jedoch wurden dieses Mal jeweils 2 Raster zusammen gelegt um eine durchgehende Tangente von der B 20 (Westen) zur Saalach (Osten) zu bekommen.
Kartiert wurde per Gehör, auf Sicht und mit Hilfe von BirdNet. Leider war BirdNet nur teilweise zu verwenden. Einschränkungen gab es durch Verkehrslärm der B 20 und fehlende Internetverbindung am Grenzfluss Saalach. Im Jahr 1984 wurden die Raster in der Regel einmal begangen und dabei zwischen 30 und 40 Arten festgestellt. Bei der neuerlichen Kartierung wurden die Tangenten ca. sechsmal begangen und dabei zwischen ca. 20 bis 30 Arten kartiert.
Anzahl der festgestellten Arten im Vergleich
Raster 1984 2021 weniger
730/735-990 39 26 13
735/740-995 48 36 12
740/745-005 42 26 16
745/750-015 40 25 15
Die Verfasser bestehen nicht auf der Vollständigkeit des Kartierungsergebnisses. Es ist jedoch ein deutlicher Trend für den Artenrückgang zu erkennen.
Anmerkungen zu einzelnen Arten/Gruppen
Wasservögel: In früheren Jahren waren wesentlich mehr Wintergäste an der Saalach anzutreffen. Seit 1993 ist auch der Gänsesäger oft bis ins späte Frühjahr zu sehen. Heuer waren nach einem kurzen Kälteeinbruch nur einige Reiherenten, 1 Teichhuhn und 1 Blässhuhn zu sehen. Tafelenten, Kolbenenten, Schellenten, Zwergtaucher und Haubentaucher Fehlanzeige.
Greifvögel: Sperber, Habicht, Baumfalke und Turmfalke wurden nicht gesichtet. Nur der Mäusebussard hält sich im Gebiet auf und brütet vermutlich.
Ringeltauben sind im gesamten Auwald zu hören.
Spechte: Derzeit ist der Grünspecht in seinem Bestand konstant. Der Grauspecht war in den letzten Jahren immer weniger zu hören und ist heuer verschwunden. Auch die Population des Buntspechtes scheint rückläufig. Einzig der Schwarzspecht ist in den letzten 10 bis 20 Jahren zugewandert und vermehrt sich. Seine Spuren sind überall im Auwald zu sehen.
Schwalben und Segler als Nahrungsgäste: Diese Arten wurden nur bei schlechter Witterung oberhalb des Kraftwerkes Rott gesehen. Ca. 50 Rauchschwalben, 6 Mehlschwalben und 1 Uferschwalbe. Mauersegler sind im ganzen Gebiet nicht angetroffen worden.
Mönchsgrasmücke, Zilpzalp, Rotkehlchen und Buchfink dominieren mit ihrem Gesang in der Au. Gartengrasmücke und Fitis scheinen sich langsam aber sicher aus dem Gebiet zu verabschieden.
Der Bestand des Kleibers scheint auch rückläufig zu sein. Bereits im vergangenen Winter waren nur noch wenige Exemplare vorhanden.
Die gesamten Einschätzungen sind subjektiv und beruhen nicht auf genauen Zählungen.
Die Bearbeiter der Kartierung 2021
Sibylle Roth, Erich Prechtl