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Baumstümpfe statt angekündigter Biotopbäume

Nach Fällaktion in Kröpflau: Bund Naturschutz kritisiert massiv angeblich 'alternativlose' Baumfällung

„Ausgerechnet die Biotopbäume, die man brauchen könnte, sind nicht stehen geblieben“, bedauert die Kreisvorsitzende des Bund Naturschutz im Berchtesgadener Land, Rita Poser. Nach der Fällaktion in der „Kröpflau“ an

10.02.2025

 bedauert die Kreisvorsitzende des Bund Naturschutz im Berchtesgadener Land, Rita Poser. Nach der Fällaktion in der „Kröpflau“ an der Scheiterstraße in Anger in der Nähe des Feuerwehrhauses, wo 80 Prozent des Bestands weichen mussten, besichtigte sie zusammen mit Förster Wolf Guglhör und Bund-Naturschutz-Mitglied  Gertrud Flatscher das komplett veränderte, kahle Areal.

    „Aus forstfachlicher und waldrechtlicher Sicht war diese Maßnahme alternativlos, um die Sicherheit für Verkehrsteilnehmer und Anwohner dauerhaft zu gewährleisten“, hatte  Daniel Müller, Leiter des Forstbetriebs Berchtesgaden der Bayerischen Staatsforsten, Eigentümer des Waldes, die Aktion kürzlich in einem Presseartikel gerechtfertigt. Als Gefahrenpunkte hatte Müller unter anderem die Schräglage vieler Bäume, das Eschentriebsterben, Borkenkäferbefall einzelner Fichten, eine große Menge von Holz zersetzenden Hallimasch-Pilzen, sowie Wurzelschäden und ein im Verhältnis zum Stamm zu kleines Wurzelwerk genannt.

    Die Art und Weise der Ausführung dieser Fällaktion auf beiden Seiten der Stoißer Acher schockierte jedoch nicht nur zahlreiche Bürgerinnen und Bürger, sondern auch den Bund Naturschutz.

     Kreisvorsitzende Rita Poser kritisierte, dass die in guter Absicht stehen gelassenen Totholz-Stumpen da, wo die Dicke der Stämme passen würde, nur ein bis drei Meter hoch sind. Damit seien sie für die Vögel, beispielsweise Spechte, und Insekten unbrauchbar. Ein so genannter „Biotopbaum“ müsse mindestens sechs Meter hoch sein und auch eine gewisse Dicke aufweisen. Aber sämtliche Buchen, auch die ohne dunklen Kern wurden gefällt, dabei hatte sich der Forst große Mühe gemacht, die Bäume einzeln zu nummerieren und erhaltenswerte mit weißen Strichen zu kennzeichnen. Ob darunter auch alte Buchen waren, lässt sich anhand des Bestands aber nicht mehr nachvollziehen.

    Zudem seien auch Buchen ohne dunklen Kern gefällt worden. Ihrer Ansicht nach hätte man auch mehr Einzelbäume in der Mitte des Waldstücks stehen lassen sollen. „Das wäre besser für die Verjüngung und würde den Vögeln einen gewissen Lebensraum geben, die jetzt orientierungslos vor den Holzhaufen herumflattern.“ Stattdessen habe man nur eine schmale Reihe am Rand entlang der Scheiterstraße stehen gelassen, wo wieder die Gefahr bestehe, dass Äste herunterfallen.

    Auf der anderen Seite der Stoißer Ache war auch der Strauchbestand entlang des schmalen Fußwegs, ein wertvolles Rückzugsgebiet für viele Tiere, mit abrasiert worden waren, obwohl von diesemerkennbar keine Gefahr ausgeht.  Nicht nur ein Naherholungsgebiet sei auf ein bis zwei Generationen zerstört, sondern auch die so wichtige Gewässer-Beschattung, um ein zu starkes Aufheizen der Ache im Sommer zu verhindern.

   Laut  Wolf Guglhör, der vor seiner Pensionierung 26 Jahre Forstbeamter unter anderem bei der Forstlichen Versuchsanstalt in München war, ist der dunkle Kern bei vielen gefällten Buchen nicht  durch die Hallimasch-Pilze begründet, sondern eine normale „Alterserscheinung“. Dies sei kein Grund für  eine „kahlschlagähnliche“ Fällaktion, wie man sie schon seit 30 Jahren nicht mehr praktiziere in der Forstwirtschaft; es sei keine Gefahr im Verzug gewesen. Man hätte einfach dosiert zum Beispiel ein Viertel der alten Buchen herausschneiden können.

Zudem bemerkte er, dass im Zuge der Arbeiten teils Bäume, die man bewusst in Trupps stehen ließ, teils auch die Verjüngung „unnötigerweise beschädigt“ wurden.

Angesichts weiterer geplanter Baumfällungen äußertet Rita Poser die Hoffnung, dass es dem stets um Nachhaltigkeit und Naturschutz bemühten Forstbetrieb dort gelingen möge, so wie vorher großartig angekündigt mit Rücksicht auf Lebensräume naturschutzgerecht zu agieren.

Bildunterschriften:

• Baumstumpf: BN-Kreisvorsitzende Rita Poser, Förster Wolf Guglhör sowie BN-Mitglied Gertrud Flatscher betrachten die Reste eines dicken Baums am Fußweg entlang der Stoißer Ache. Im Hintergrund ein stehen gelassender Baumstamm-Rest, der sich laut Poser aufgrund fehlender Dicke als Biotopbaum nicht eignet.

• Vogelhaus: Ein heimatlose Brutstätte: Hier wird wohl kein Vogel mehr nisten.

• Stuempfe: Diese Stümpfe sind zwar dick genug für Biotopbäume, sind aufgrund ihrer fehlenden Höhe für die Natur jedoch wertlos.

• Blaumeise: An Kummer gestorben? In der Nähe der gefällten Bäume lag die tote Blaumeise.