Artenvielfalt findet in der Stadt statt
Der Bund Naturschutz mahnt seit Jahren, dass Nutzwiesen zu stark gedüngt werden, was vor allem stickstoffliebende Gräser fördert, aber Wildblumen vertreibt.
Das häufige Mähen führt dazu, dass noch vorhandene Kräuter gar nicht mehr zum Blühen und Aussamen kommen.
Auf den Feldern wachsen Monokulturen, die nur für kurze Zeit den Nektarsuchern eine einseitige Nahrung bieten.
Die Stadt Freilassing geht einen fortschrittlichen Weg. Sie beschäftigt den Stadtgärtner Toni Neuer und der unterstützt die Artenvielfalt durch das Anlegen von Blühflächen auf Verkehrsinseln und Seitenstreifen.
„2016 habe ich, ohne Erfahrung, die erste Blumenwiese in Freilassing angelegt“, so Toni Neuer, die untere Schicht Kies, darauf Humus und dann eingesät. Das Ergebnis war enttäuschend. Die Blumen blieben aus, weil schnellwachsende Kräuter in der Erde die eingesäten, langsameren Blumen überwucherten.“ „Ich habe dazugelernt“, meint Toni Neuer und erklärt wie es funktioniert. „So viel wie möglich den Humus abtragen und darauf eine dicke Schicht Kies aufbringen, eine sogenannte Magerrasenfläche schaffen und darauf gebietsheimisches Saatgut ausbringen“.
Inzwischen sind die wunderschönen Blühinseln in der Stadt Freilassing ein beliebtes Fotomotiv geworden und gefällt den meisten Bürgern.
Zudem tragen die kleinen Wildblumen reichlich Nektar und Pollen für Biene, Hummel und Co, die damit den Energiebedarf decken und ihre Fortpflanzung sichern.
Ein weiterer Vorteil, so Neuer, die mehrjährigen Blumenwiesen müssen nur ein bis zweimal im Jahr gemäht werden und sind damit, über das Jahr gesehen, kostengünstiger und zeitsparender als Rasenflächen.
Das Schnittgut darf nicht auf der Fläche liegenbleiben, durch den Verrottungsvorgang würden zu viele Nährstoffe in den Boden eingetragen und das vertragen Wildblumen nicht, deshalb sind auch Mulchmäher für die Pflege von Blumenwiesen ungeeignet.
Toni Neuer betont, dass er die mehrjährigen Blühflächen bevorzugt. Sie sind aus ökologischer Sicht wertvoller als die einjährigen. Diese punkten zwar mit ihrer spektakulären Farbenpracht, sind aber sehr pflegeintensiv. Müssen sie doch jedes Jahr wieder neu ausgesät und aufwändig betreut werden.
Der Stadtgärtner wünscht sich Menschen, die ihn ihren Gärten nicht nur Rasenflächen pflegen, sondern auch unberührte Wildecken einrichten. Diese könnten ein übergreifendes Netzwerk bilden, in dem wieder viele Tierarten Heimat finden.
Text und Fotos Barbara Söllner