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Applaus an der falschen Stelle - Zur Berichterstattung über den BUND Naturschutz zum Wiederaufbau der Kunsteisbahn Königssee

Auf seiner letzten Vorstandssitzung befasste sich der BUND Naturschutz (BN) mit der Berichterstattung über die Schönauer Gemeinderatssitzung zur frühzeitigen Auslegung der eingegangenen Stellungnahmen. Als Anwalt der Natur hat der BN den satzungsgemäßen Auftrag, „… die natürlichen Lebensgrundlagen von Menschen, Tieren und Pflanzen und die Biodiversität im Ganzen vor weiterer Zerstörung zu bewahren“. Der Klimawandel, dessen Auswirkungen wir nahezu täglich durch Meldungen von Hitzetoten, Überflutungen, Waldbränden

28.08.2024

Applaus an der falschen Stelle

Auf seiner letzten Vorstandssitzung befasste sich der BUND Naturschutz (BN) mit der Berichterstattung über die Schönauer Gemeinderatssitzung zur frühzeitigen Auslegung der eingegangenen Stellungnahmen.  Als Anwalt der Natur hat der BN den satzungsgemäßen Auftrag, „… die natürlichen Lebensgrundlagen von Menschen, Tieren und Pflanzen und die Biodiversität im Ganzen vor weiterer Zerstörung zu bewahren“. Der Klimawandel, dessen Auswirkungen wir nahezu täglich durch Meldungen von Hitzetoten, Überflutungen, Waldbränden, Hangrutschungen, Straßenabbrüchen, Stürmen und nach in der Häufung noch nie dagewesenen Starkregen spüren, unterstreicht die Bedeutung des Auftrags. Und genau diesen Auftrag nimmt der BN auch im Rahmen seiner aktuellen Stellungnahme zur Planung des Wiederaufbaus der Kunsteisbahn am Königssee wahr. Ohne Naturschützer hätten wir keinen Nationalpark, sondern eine Seilbahn auf den Watzmann! Und der Königssee wäre nicht diese Oase der Ruhe. Auch wenn die heutige Kritik wieder einigen nicht gefällt: Die Verschandelung der einmaligen Naturkulisse durch den geplanten Neubau eines überdimensionierten, 23 Meter hohen Turms nur für den Herrenrodelstart in direkter Nachbarschaft zum einzigen deutschen Alpen-Nationalpark ist vergleichbar mit dem assyrischen Löwen als Kriegerdenkmal in der Falkensteiner Wand, der vor rund 110 Jahren diese Einzigartigkeit zerstören sollte. Wie wir alle wissen, konnte dies verhindert werden.

Um wenigstens eine gewisse Sicherheit in dem geologischen Hochrisikogebiet zu gewährleisten, werden immer massivere Eingriffe mit viel Stahl und Beton in die rutschungs- und erosionsgefährdeten Steilhänge notwendig. Neue Straßen zum Unterhalt der Zäune und Schutzanlagen müssen gebaut und dafür Bäume beseitigt werden.

Ein behutsamer Umgang mit dem größten Schatz der Region, dem außergewöhnlich schönen Königsseegebiet für Tourismus und Natur ist Gemeinwohlinteresse. Die zweimaligen schweren Schadereignisse 1975 und 2021 zeigen überdeutlich, dass Planer und politische Entscheider die bekannten Risiken für Hoffnungen auf Olympia und Medaillen ignorierten und die unbestechliche Physik außen vorließen, so wie jetzt auch. Für die eingetretenen Schäden übernahm niemand die Verantwortung und die entscheidende Frage, wie oft die Infrastruktur zu welchen Kosten noch wieder hergestellt werden soll, wird gar nicht erst gestellt. Es lässt sich auch keine Versicherung für die Anlage finden, deren tatsächliche Kosten die veranschlagten 53 Millionen Euro inzwischen deutlich überschreiten.

Die mögliche Gefährdung des FFH-Gebiets Königssee bei Leckage des hochgiftigen Kältemittels Ammoniak (insgesamt 40 Tonnen!) durch unzureichende Sicherung gegen Felssturz wird weiter einfach hingenommen. Die Kritik an dieser technischen Anlage in einem geologischen Hochrisikogebiet zielt damit vor allem auf risikobehaftete Planungsmängel und hat mit der unterstellten Ablehnung von Sportstätten oder Sport überhaupt nichts tun. Sie folgt vielmehr den Gesetzen der Physik, die universell Gültigkeit haben und sich durch Polemik mit Applaus – wie im Schönauer Gemeinderat - nicht außer Kraft setzen lassen.

zum Artikel im Berchtesgadener Anzeiger vom 16.08.2024

https://www.berchtesgadener-anzeiger.de/region-und-lokal/lokales-berchtesgadener-land/schoenau-am-koenigssee_artikel,-unveraenderte-fronten-beim-thema-kunsteisbahn-am-koenigssee-_arid,892778.html