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Ortsgruppen

Gedankenaustausch zwischen SPD und BN zur Energiewende

Fehlende Konzepte führen im Landkreis zu unsinnigen Projekten

 (12.04.2012) Ein Jahr nachdem die Regierung Merkel in Berlin die Energiewende ausgerufen hat, üben  SPD und Bund Naturschutz Kritik an den bisherigen Ergebnissen. Bei einem Treffen der Kreis-SPD mit Vertretern des BN wurde das Fehlen eines Energiekonzepts in Berlin und als Folge daraus voreiliges Agieren im Landkreis kritisiert. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Bärbel Kofler stellt in Frage, ob die Energiewende überhaupt ernsthaft gewollt, oder die Regierung es sogar in Kauf nimmt, dass das Projekt Atom-Ausstieg gegen die Wand fährt. Die Wende droht zu scheitern, so die Abgeordnete und fügte hinzu,  „die Atomkraftwerke stehen ja noch“. Und Rita Poser, die Kreisvorsitzende des Bundes Naturschutz hat derzeit alle Hände voll zu tun, unsinnige Einzelmaßnahmen mit gravierenden Auswirkungen für  Natur und Umwelt zu verhindern.  Das Treffen von SPD und BN wurde vereinbart, um die Umsetzung der Energiewende im Landkreis kritisch zu hinerfragen und eine Energiekonzeption auszuloten.

 

Dr. Kofler erinnerte bei diesem Treffen noch einmal an die von Union und FDP erst beschlossene Verlängerung der AKW-Laufzeiten, um wenige Monate später, nach Fukushima, gleich wieder den Ausstieg zu beschließen. Eigentlich hätten in der Folge die Energieziele im Einzelnen angepasst werden müssen. Geschehen sei aber nur, dass es beim Ausbau der Fotovoltaik keine Planungssicherheit mehr gibt und die Kürzungen der Fördersätze sich überschlagen. In der Bevölkerung sei eine riesige Bewegung für den Ausbau der PV-Anlagen zu erkennen und demnächst könnte es in Bayern ein Volksbegehren „Pro Energiewende“ geben.

 

Bezüglich der vor Ort diskutierten Pumpspeicherwerke war die Ablehnung bei SPD und BN einhellig. Fraglich seien  sowohl die Zukunftsfähigkeit als auch die langfristige Rentabilität dieser PSW. Durch den Zubau der PV-Anlagen werden die Verbrauchsspitzen in der Mittagszeit eingeebnet. Diese Lastspitzen haben bisher für die guten Erträge der mit billigem Nachtstrom gefüllten Pumpspeicher gesorgt.

 

Dieses Geschäftsmodell könnte bald hinfällig sein und durch das Projekt „Wind zu Gas“ erwachse in den nächsten Jahren eine Alternative für die Energiespeicherung, die für die Schwankungen bei den regenerativen Energien besser geeignet ist. Dr. Ernst Billmeier vom kürzlich neu gewählten Vorstand der Ortsgruppe des BN zweifelte den immer wieder genannten 80%igen Wirkungsgrad der PSW an und durch den Betrieb würde der Wirkungsgrad laufend zurückgehen. Auch wies er mit Nachdruck darauf hin, dass es bisher keinerlei Erfahrung beim Betrieb von PSW unter Einsatz regenerativer Energieformen gibt.

 

Die Themen Energieeinsparung, etwa durch Gebäudesanierung, sowie Energieeffizienz seien bei der Debatte zur Energiewende vollkommen unterbelichtet, meinte die Kreisvorsitzende des BN, Rita Poser. Und was der Landkreis an welchen Standorten zur Energiewende beitragen soll, sei unklar. Deshalb will der örtliche Naturschutzverband die Einzelmaßnahmen im BGL kritisch auf ihre Naturverträglichkeit prüfen. So sei derzeit ein besonders unsinniges Projekt am Hintersee geplant. Für ein Wasserkraftwerk mit gerade mal 47 Kilowatt, also in der Größenordnung eines kleinen Automotors, solle im Zauberwald quer durch die großen Gesteinsblöcke eine Druckrohrleitung mit einem Meter Durchmesser verlegt werden. Der BN erfahre hier Unterstützung und öffentliches Interesse, aber ganz verhindert sei  „dieser Unsinn“ noch nicht.

 

Bei der Energiewende habe er „zwei Herzen in seiner Brust“, meinte Paul Grafwallner vom Kreisvorstand des BN und brachte damit wohl ein Problem aller Anwesenden zur Sprache. Als Befürworter des Atomausstieges sieht man sich vor Ort konfrontiert mit Folgen, die kritisch gesehen werden müssen. Wie die SPD sei auch der BN hier noch mitten in der Diskussion. So habe der örtliche BN-Kreisverband für die Landeskonferenz einen Antrag auf generelle Ablehnung neuer Pumpspeicherwerke zur Diskussion und Abstimmung gestellt. Die Landeskonferenz des BN in Bayern findet Ende April statt und auf das Ergebnis könne man gespannt sein. Beim Thema Windkraft ist zu begrüßen, dass es hier mit der Regelung „keine Windanlagen südlich der Autobahn“ eine Vorgabe gibt. Dabei kritisierte er das Vorhaben der Grünen, die den Regionalplan dahingehend geändert haben wollen, dass Windräder grundsätzlich auch südlich der Autobahn möglich wären.

 

Hans Metzenleitner, der Initiator des Treffens mit dem BN, bestätigte die Zweischneidigkeit der Diskussion, die auch für die SPD-Mitglieder gelte, um sogleich aber den Ball weiterzugeben an die politischen Gremien von Bund, Land und dem Landkreis. Es gibt keine Richtung, keine Planung und die Zuständigkeiten sind ungeklärt. Er forderte umgehend Potenzialanalysen und Konzepte statt politischer Schnellschüsse. Und die Energiewende müsse transparent erfolgen um die Menschen mitzunehmen. Er habe jedoch eine starke Skepsis, ob das bei der jetzigen politischen Konstellation überhaupt möglich ist.

 

Die soziale Frage der Energiewende wollte der SPD-Kreisvorsitzende Roman Niederberger nicht ausgespart lassen. Steigende Energiepreise, ob als Folge der knappen Resourcen oder der Investitionen für die Wende, müssen besonders für die sozial Schwachen erträglich bleiben. Allen müsse das Recht auf Mobilität zugestanden werden und die Heizkosten müssen auch für Geringerverdiener und Rentner im bezahlbaren Rahmen bleiben. Hier seien natürlich Sozialdemokraten gefordert.

Ulrich Scheuerl

Keine Pumpspeicherwerke im Lattengebirge

Für moderne Technologie gegen immer mehr Beton

 

(10.12.2011) Gerhard Polts Aphorismus 'Was man liebt, betoniert man nicht!' sollte auch für unsere wunderschöne Landschaft gelten. Die immer neuen Pläne für immer größere Betonwannen neuer Pumpspeicherwerke in unseren Gebirgen lehnt der Bund Naturschutz ab. Mit dieser Uralt-Technologie kann nachhaltig weder die Energiewende noch regenerative Energie befördert werden.

 

 Bei der Informationsveranstaltung im September zur Vorstellung der Pläne von Max Aicher für ein Pumpspeicherwerk einschließlich Dolomitabbau auf dem Poschberg, Gemeinde Schneizlreuth, entstand teilweise der Eindruck, der Bund Naturschutz unterstütze das Projekt als Beitrag für die Energiewende und regenerative Energien.

 

Dazu möchte der Bund Naturschutz feststellen, dass die geplanten Pumpspeicherwerke (PSW) weder etwas mit regenerativer Energie noch der Energiewende zu tun haben und deshalb abgelehnt werden. Das obere Betonbecken wird mit billigem Nachtstrom befüllt und der tagsüber in Spitzenlastzeiten erzeugte Strom teuer an der Leipziger Strombörse verkauft. Durch immer mehr Photovoltaikanlagen werden die Preisspitzen zunehmend gedämpft, so dass dieses Geschäftsmodell – billigen Nachtstrom am Tag teuer verkaufen – nicht auf Dauer funktioniert. Inzwischen haben die Bad Reichenhaller Stadtwerke und die Stadtwerke Ulm/ Neu-Ulm (SWU) ebenfalls Pläne für Pumpspeicherwerke bekannt gemacht.

Land der Hochtechnologie

‚Als Land der Hochtechnologie können wir doch nicht so eine überholte Technik zur Speicherung von großen Energiemengen einsetzen’, gibt BN-Kreisvorsitzende Rita Poser zu bedenken. ‚Das befördert zwar die Zementindustrie, die Produktion schwerer Baumaschinen und produziert viel zusätzlichen Schwerverkehr, aber die Lebensqualität der Bevölkerung verbessert es nicht. Dabei soll Wirtschaft die Lebensqualität der Menschen doch verbessern,’ so Poser weiter.

Unter diesem Fokus ist das gemeinsame Konzept vom Zentrum für Sonnenenergie und Wasserstoff-Forschung (ZSW) in Stuttgart, der Firma "SolarFuel"Gas sowie dem Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES) in Kassel absolut innovativ und zukunftsfähig. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit gefördert. Auch Greenpeace-Energy arbeitet eng mit den Forschern zusammen und hat bereits ein Gas-Angebot für Kunden entwickelt.

Wind und Sonne zu Wasserstoff und Methan

Nach diesem Konzept wird Strom aus regenerativen Energien - wie Wind und Sonne - durch chemische Reaktionen in Wasserstoff und Methan umgewandelt. Besonders interessant dabei ist, dass die Technik dahingehend entwickelt wurde, das benötigte Kohlendioxid aus industriellen Anlagen nutzen zu können. Die Versuchsanlage wird mit Kohlendioxid aus Biogasanlagen gespeist, die wiederum mit Gülle und Abfällen – nicht mit Mais - betrieben werden.

Im windenergiereichen Norddeutschland gibt es riesige Erdgasspeicher. Es müssen also keine neuen Speicher gebaut werden. Bei Bedarf kann das erzeugte Gas in Gaskraftwerken zur Stromerzeugung genutzt werden. Mit dieser Technik können Flauten bei Wind und Sonne über mehrere Wochen problemlos abgedeckt werden. Der Verband der bayerischen Wirtschaft hatte sich erst kürzlich dafür ausgesprochen, neue Gaskraftwerke an den Atomstandorten zu etablieren, weil dann die vorhandenen Stromtrassen genutzt werden können. Das erscheint auch dem BN sinnvoll.

Längere Energieflauten abdecken

Beim Pumpspeicherwerk von Max Aicher wird das Wasser über mindestens zehn Stunden hinaufgepumpt und nach acht Stunden Auslauf ist der Speicher wieder leer. Um eine Energieflaute abzudecken, müsste der Speicher also um ein Vielfaches größer sein, genauso wie bei der Anlage der Stadtwerke Bad Reichenhall oder die SWU. Unverständlich ist für die Naturschützer, dass die SWU bei ihrer räumlichen Nähe zu Stuttgart sich nicht der nachhaltigen und zukunftsfähigen Technik des Zentrums für Sonnenenergie und Wasserstoff-Forschung zuwenden.

Gewerbesteuer nur auf dem Papier

Den Kommunen die Anlagen mit Gewerbesteuereinnahmen schmackhaft zu machen, ist nach Meinung von Poser zu hinterfragen. Da die hohen Investitionskosten über viele Jahre abgeschrieben werden, stehen die Millionen vor allem auf dem Papier. Auch die Aussagen zu einem Rückbau der Anlage ist zu schwammig, denn nur wenn im Vorfeld entsprechende Sicherheitsleistungen hinterlegt werden, wird der Rückbau passieren.

Der Kreisvorstand des BN ist sich einig bei Gerhard Polts Aphorismus 'Was man liebt, betoniert man nicht!', denn immer mehr Menschen – nicht nur beim Bund Naturschutz - lehnen die Betonierung der Heimat durch überzogene Großprojekte mit veralteter Technik ab.

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