Zur Startseite

Ortsgruppen

Kritik am geplanten Wiederaufbau der Bob- und Rodelbahn

Georisiken, Versicherung, Kosten, Klimawandel, Energieverbrauch, Bobbahnen

(14.10.2021) Bad Reichenhall, Thumsee. Im Rahmen ihrer aktuellen Sitzung befassten sich Vorstand und Mitglieder des BUND Naturschutz ausführlich mit dem Desaster an der Bob- und Rodelbahn am Königssee und dem voreiligen Ruf verschiedener Politiker zum Wiederaufbau.

Georisiken, Versicherung und Kosten

Dabei wäre es nach Ansicht von Geologe Dr. Volker Diersche zwingend notwendig, die besondere geologische Situation unter dem Grünstein und das Risiko für Hangrutschungen, welche laut Georisikenatlas für weite Bereiche westlich des Klingerbachs bestehen, zu berücksichtigen. Schon 2009 haben beigezogene Versicherungen das Risiko für eine Elementarschadenversicherung als zu hoch befunden, weil ein Gebirgsaufbau aus brüchigem Dolomit und instabilem Haselgebirge unkalkulierbare Ereignisse erwarten lässt. Inzwischen hat der Klimawandel neue Akzente für besondere Wetterereignisse gesetzt, sodass die Wahrscheinlichkeit von Murenabgängen noch deutlich zunimmt - und darauf wird sich auch künftig keine Versicherung einlassen.

Die veranschlagten Kosten für die ‚Olympiabahn‘ liefen schon 2009 immer wieder aus dem Ruder, was nur über das damalige Konjunkturpaket II der Bundesregierung zur energetischen Sanierung öffentlicher Gebäude aufgefangen werden konnte. Damals erhielten alle Talkesselgemeinden Zuschüsse - mit Ausnahme von Marktschellenberg – dafür aber die Bob- und Rodelbahn. Nun möchte Innenmister Hermann das Geld für den Wiederaufbau der Bobbahn aus dem Aufbauhilfefonds des Bundes für die vom Hochwasser betroffenen Regionen erhalten.

Starkregen und Murenabgänge

Nach einem Zeitungsbericht verursachte bereits am 25. Juni 1975 ein Starkregen mit Murenabgängen erhebliche Ausspülungen an der Kunsteisbahn, zumal der Klingerbach massiv angeschwollen war und in Folge den Klingeralmweg komplett zerstörte. Der geschätzte Schaden betrug damals 100.000 DM. Auch hatten Experten bereits 1975 von einer Neubebauung abgeraten, es sei denn die Unbedenklichkeit könnte gutachterlich festgestellt werden. Dies alles blieb ohne Konsequenz, vielmehr befassten sich 2009 die Gutachter mit der Steinschlaggefahr, ohne Beachtung der realen Gefahren durch Starkregen und Murenabgang. Die 2009 vorgelegten Unterlagen befassten sich vor allem mit Umgestaltungsfragen der örtlichen Natur, um die Anlage olympiatauglich zu machen.

Bei aller Zerstörung an der Technik der Bobbahn war es im Sommer 2021 reiner Glücksfall, dass kein hochgiftiges Ammoniak aus dem Kühlungssystem ausgetreten ist, denn dies hätte Lebensgefahr für die Anwohner bedeutet und verheerende Auswirkungen auf den Königssee, die Ache und das Grundwasser gehabt. Wegen einer vergleichbaren Gefahr durch austretendes Ammoniak wurden an der Anlage in Sotschi wie schon 1992 in Albertville Schutzmasken an die Bevölkerung ausgegeben, informierte Erich Prechtl.

Anschließend erklärte Bauingenieur Prof. Billmeier die Berechnung solcher Ereignisse mit der KOSTRA -DWD. (Der Begriff steht für „Koordinierte Starkniederschlagsregionalisierung und -auswertung des DWD“ und wird bereits seit mehr als 30 Jahren regelmäßig erarbeitet). Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich ein solches Ereignis aus - Vorregen- Hauptereignis – Nachregen zusammensetzt. Beim Juliregen 2021 waren die Böden und der lockere Hangschutt durch den Vorregen bereits soweit mit Wasser-gesättigt, dass es zu diesen massiven Murenabgängen, Verklausungen und Steinschlag kommen konnte.

Energieverbrauch, Klimawandel und Bobbahnen

Dr. Michael Wittmann stellte die Frage nach dem Stromverbrauch, der vermutlich gewaltig ist. Dazu gab es in den vorliegenden Planungsunterlagen keine Angaben, nur auf der Internetseite wird die Verwendung von drei Kälteaggregaten mit einer Leistung von 2 300 000 kcal/h in der Lotto-Arena beschrieben, was bereits ohne Wirkungsgradverluste 2 600 000 Watt/h entspricht. Dazu kommt der Strom für die taghelle Beleuchtung über die gesamte Strecke, und dies alles im Winter bei einem geringen Angebot an erneuerbaren Energien und in Zeiten der Klimakrise. Bei zu erwartenden Stromversorgungsengpässen wäre es sicher sinnvoll, wenn die Athleten die Angebote anderer Bahnen zum Training nutzen, da wir in Deutschland vier Bahnen unterhalten, Altenberg, Winterberg, Oberhof (wird gerade für die WM 2023 umgebaut) und Königssee, informierte Ulrich Scheuerl. Sowohl die Anzahl der Sportler als auch des Publikums ist überschaubar, so dass es diesmal bei geschätzten Kosten von 53 bis zu 100 Millionen Euro eine Verschwendung von Steuergeld – nichts anderes kommt aus dem Ausbauhilfefonds – wäre, so ins Ungewisse hineinzubauen, denn Geologie und Wetter folgen der Politik nicht, so Dr. Reinhard Bochter. Im Vergleich dazu beträgt die Förderung des gesamten Spitzensports im Jahr 2021 vom Bund 293 Millionen Euro.

Ohne einzelnen Vermietern nahetreten zu wollen, fragte Elli Reischl, ob diese Bahn tatsächlich für den Tourismus ein zwingendes Muss ist. Paul Grafwallner könnte sich gut vorstellen, die Bahn zu einem DenkMAL für die Wirkung von Naturgewalten zu machen, ein Vorschlag, dem sich alle anschließen konnten. Statt einzelner Politiker und Sportfunktionären sollten mindestens die Bürger des Landkreises in einem vom Kreistag initiierten Bürgerentscheid über den Wiederaufbau abstimmen.

Fazit:

Der BN lehnt jedenfalls, so die Kreisvorsitzende Rita Poser, die Wiederherstellung der Bob- und Rodelbahn am Königssee aufgrund der unberechenbaren geologischen Verhältnisse, des hohen Gefahrenpotentials für Mensch und Umwelt und des enormen Energieverbrauchs in Zeiten der Klimakrise entschieden ab.


Hotelprojekt: Wie bewerten die Kreisgruppen des BN und LBV die Entscheidung des Petitionsausschusses?

Normenkontrollantrag wurde im Juli 2021 gestellt

Wie bewerten die Kreisgruppen des BN und LBV die Entscheidung des Petitionsausschusses?

Wir werten die hohe Beteiligung von 2.150 Unterstützern als großen Erfolg und bedanken uns für das Interesse und Engagement. 

Natürlich bedauern wir, dass die Petition abgelehnt wurde. Uns war bekannt, dass die Petitionsausschüsse die Mehrheitsverhältnisse der Fraktionen Landtag repräsentieren. Dennoch hätten uns – über die Grenzen der parteipolitischen Zugehörigkeit hinaus - eine ergebnisoffene sachliche Auseinandersetzung mit den Kritikpunkten gewünscht.

Nichtsdestotrotz ist es mit der Petition gelungen, eine breitere Öffentlichkeit über die Problematik des bestehenden Bebauungsplans zu informieren und auch überregional die Aufmerksamkeit auf das umstrittene Projekt zu lenken.

Nur 5% der Schönauer Einwohner haben sich an der Petition beteiligt! Stimmt das denn?

Den Beteiligten wurde ein schriftlicher Protokollauszug zur Entscheidung des Petitionsausschusses zugesandt (42. BV, 13.07.2021, Kein Wortprotokoll - Redebeiträge nicht autorisiert). Hier heißt es:

 

Abg. Klaus Stöttner (CSU) hebt hervor, der Bürgermeisters von Schönau am Königssee habe eine ganz tolle Nachhaltigkeitsstrategie für seinen Ort entwickelt. weniger als 5 % der Unterschriften für die Petition stammten aus Schönau, sondern seien online irgendwo gesammelt worden. - Man sollte die Kirche im Dorf lassen, das Projekt nach Fertigstellung besichtigen und dankbar dafür sein, dass jemand anpacke und viel Geld investiere.

Vorsitzender Sebastian Körber (FDP) unterstreicht dieses Plädoyer in Abstimmung mit dem Mitberichterstatter.

Das Platzangebot auf Unterschriftenformular für die Eintragungen war nicht besonders großzügig. Daher haben bei den händischen Listen viele Teilnehmer lediglich die Straße angegeben oder den Wohnort bzw. die Gnotschaften in abgekürzter Form eingetragen. Dass ein ortsfremder Landtagsabgeordneter diese Angaben nicht dem Wohnort in der Gemeinde Schönau zuordnen konnte (oder wollte), verwundert kaum.  (Hinweis: Hr. Stöttner ist Präsident des Tourismus Oberbayern München e.V. und tourismuspolitischer Sprecher der CSU-Landtagsfraktion)

Wir wissen, dass von den 601 händischen Unterschriften nahezu alle von Unterstützern aus dem inneren Landkreis stammten und können durch die Angaben der Sammler/innen sicher sagen, dass ein großer Anteil durch Bewohner aus Schönau und Königssee geleistet wurde.

Bei den 1.549 elektronischen Unterschriften war die Angabe des Wohnortes möglich, aber nicht verpflichtend. Häufig wurde von den Teilnehmern nur die E-Mailadresse angegeben. Der Anteil von Schönauer Bürger/innen bezogen auf die Gesamtheit der Unterstützer lässt sich daher gar nicht genau bestimmen.

Eine Nachzählung durch die Initiatoren ist nicht möglich, da wir entsprechend unserer Datenschutzerklärung keine Kopien angefertigt und die Unterschriftslisten direkt an den Petitionsausschuss weitergegeben haben.

Noch etwas: Auch wenn der Königssee zum Gemeindegebiet von Schönau gehört, warum sollten sich ausschließlich die dortigen Einwohner für nachhaltigen Tourismus sowie die Erhaltung des Orts- und Landschaftsbildes einsetzen dürfen? Wir schätzen das Engagement aller Unterstützer, unabhängig von deren Wohnort.

Wie geht es nun weiter?

Die Landesverbände von BN und LBV haben eine rechtliche Prüfung des Bebauungsplans bei der Würzburger Kanzlei Baumann beauftragt mit dem Ergebnis, dass dieser Mängel aufweist, die für eine Klage verwendbar sind. Auch wenn es keine Erfolgsgarantie geben kann, wurde vom Bund Naturschutz und Landesbund für Vogelschutz am 28.07.2021 ein gemeinschaftlicher Normenkontrollantrag (-klage) beim Verwaltungsgerichtshof München eingereicht. Ende August 2021 gingen die Unterlagen (11 Aktenordner) in der Würzburger Kanzlei ein, die zunächst kopiert werden mussten, damit nun die Begründung für unseren Antrag ausgearbeitet werden kann. Das wird sicher einige Wochen in Anspruch nehmen.

Wer sich für das komplette Protokoll und die Stellungnahmen zu unserer Petition interessiert, bitte bei uns melden.

Wir freuen uns, wenn sich möglichst viele Unterstützer, die sich mit einer Spende an der Finanzierung der Normenkontrolle beteiligen.

 

Rita Poser                                                          Dr. Gertraud Rieger

Vorsitzende BN Kreisgruppe BGL             Stellvertretende Vorsitzende LBV Kreisgruppe BGL

Unser Ort soll schöner werden

oder wie der Fortschritt Einzug hält

(3.11.2010) Der Gemeinde Schönau gelingen immer wieder landschaftliche Arrangements, die ihres gleichen suchen. Als wegen der Umgestaltung des Parkplatzes am Königssee ein Stuttgarter Büro mit Planungsvorschlägen beauftragt wurde, war dieses ganz begeistert von den Felsgesteinen und schlug vor, diese Felsen stärker in das Blickfeld zu rücken.

Interessant, wie der Vorschlag jetzt umgesetzt wurde. Ein funktionales Holzgebäude steht direkt daneben, bis an den Rand wurde geteert, steinzeitliche Felsritzungen hinter den Randsteinen versteckt.

 Auch am Jenner entstand eine neue Idylle, neben dem neuen Teich eine Holzhütte mit zwei Kanonen davor und auch sonst nicht ohne. Am Teichufer wächst immerhin schon der erste Raps und lädt Touristen zum verweilen ein. Auch zwei Bänke wurde aufgestellt, die man auch am Schornbad brauchen kann.

Schade nur, dass die Skifahrer nicht dankbarer sind und das neue Angebot Pisten-Beschneiung nicht so nutzen wie sie sollen.

 Geradezu grandios die Neugestaltung des Triftplatzes mit seiner Großkastenarchitektur, die sich wunderbar in das Umfeld einfügt, wie auf dem Bild gut zu erkennen ist. Weil alle Bürger im Talkessel und auch die Touristen dermaßen unterversorgt sind mit Discountern, Getränkemärkten, Optikern, Apotheken usw. hat sich die Gemeinde Schönau am Königssee auch hier etwas ganz besonderes einfallen lassen und den Berchtesgadenern dieses Schmankerl vor die Nase gesetzt. Immerhin konnten sie damit den Umbau des Schornbades finanzieren und die Berchtesgadener stellen ihnen ihr Ökokonto zur Verfügung.

Immerhin berichtet das Reichenhaller Tagblatt vom 1.11.2010 über die für 2011 vorgesehene Umgestaltung des Schornbades. So vergaß man beim Umbau am Kleinstkinderbecken Schattenplätze und Bänke entlang des Schwimmbeckens sowie eine Neugestaltung des Buffetinnenhofes. Bürgermeister Stefan Kurz verursachte "Unruhe im Gemeinderat", als er die Kostenvoranschläge des bauausführenden Ingenieurbüros Pohl vertrug: Schattenspender für 25.500 Euro, fünf Bänke mit Lehne für ältere Besucher 10.500 Euro und 12.500 Euro für den Buffetbereich. Ein CSU-Gemeinderat stellte die berechtigte Frage, ob man für diese Umsetzungen ein Ingenieurbüro braucht.

 

Nein, schwarzer Humor beiseite, es bereitet seelischen Schmerz von den Bergen auf diese Zeichen vermeintlichen Fortschritts im Sinne der Globalisierung schauen zu müssen wo für 5 Bänke mit Lehne ein Ingenieurbüro beauftragt wird und 10.500 Euro veranschlagt werden.