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Saalacherkundung per Rad

Auf den letzten 20 Kilometern von Reichenhall bis zur Mündung hat es die Saalach schwer. Die 80 Kilometer davor, von der Quelle bis Schneizlreuth, gilt sie dagegen als ein ökologisch intakter natürlicher Wildfluss.

30.07.2018

„Die Saalach braucht Freunde“

Auf den letzten 20 Kilometern von Reichenhall bis zur Mündung hat es die Saalach schwer. Die 80 Kilometer davor, von der Quelle bis Schneizlreuth, gilt sie dagegen als ein ökologisch intakter natürlicher Wildfluss. Offiziell bezeichnet wird die als „verzweigter, stark geschiebeführender sommerkalter Gebirgsfluss“. Jedenfalls eine Schatzkammer der Artenvielfalt. Bei einer Radltour von der Kiblinger Sperre bis zur Salzachmündung, kann man gut erkennen, warum die Saalach hier von einem guten ökologischen Zustand weit entfernt ist.

Erich Prechtl von der Saalach-Allianz ist ein Kenner der Problematik. Ihn beschäftigt der Fluss schon ein halbes Leben lang und bei der Tour erläuterte er an den besonders kritischen Stellen den Teilnehmern die Details. Organisiert wurde der „informative Ausflug“ von Ulrich Scheuerl, der nach einer Wanderung der Reichenhaller SPD wegen der Kraftwerkspläne in Schneizlreuth die Idee dazu hatte. Diesmal ging es zusammen mit dem Bund Naturschutz und der Saalachallianz zum problematischen letzten Abschnitt der Saalach. Erich Prechtl freute sich, rund zwei Dutzend Saalachfreunde mit auf die Tour nehmen zu können.

Bevor es los ging, verwies Prechtl auf die Europäische Wasserrahmenrichtlinie. Sie ist eine verbindliche Vorgabe, die Gewässer Europas zu klassifizieren, den Zustand  zu bewerten und falls nötig Maßnahmen zur Verbesserung zu treffen. Wichtig für zukünftige Projekte ist das sogenannte Verschlechterungsverbot und zusammen mit den dazu gefällten Gerichtsentscheidungen gilt die europäische Richtlinie für Naturschützer als ein scharfes Schwert. Die Saalach, so Prechtl, wird eingeteilt in zwei Abschnitte unterschiedlicher Kategorien. Von Kibling bis nach Piding wird der Zustand nur als gut (2. Kategorie) bezeichnet. Und ab Hammerau wird der Fluß als stark verändertes Gewässer eingestuft.

Unterwegs gab es dann die Bewertung der drei bestehenden Wasserkraftwerke, die Besichtigungen von künstlich errichteten Stauwehren, von Uferbefestigungen,  Flusseintiefungen und  Abschnitten, wo ausgebaggert wird. Weil seit nunmehr 100 Jahren, nach der Errichtung des Kiblinger Wehres, das natürliche Geschiebe ausbleibt, wird ständig mit viel Geld und Aufwand versucht, die Folgen abzumildern und zu reparieren.

Während die Kraftwerksbetreiber, die Bahn AG, die Annahütte sowie die Salzburg AG die Saalach zur Stromgewinnung für ihre Zwecke nutzen, trage die Gesellschaft die Lasten der Gewässersanierung.

Nonner Rampe

Erste Station aber war die Nonner Rampe. Sie wurde 1970 zur Stützung der Saalachsohle künstlich geschaffen. Nach der Gewässerbiologie gilt sie wegen ihrer Steilheit als  nur eingeschränkt durchgängig. Falls ein Kraftwerk gebaut werden sollte, müsste mit der Maßnahme die Durchgängigkeit für das Geschiebe, die Fische und Kleinlebewesen verbessert werden. Und zwar nach oben und nach unten, so Prechtl. Angeblich soll es ja ein ökologisches Kraftwerk werden. Aber so was gibt’s nicht, meinte er. Allein schon, weil die Mehrzahl der Fische kleiner ist als der Rechenabstand vor der Turbine.

 Marzoller Au – ein positives Beispiel

Beim nächsten Halt in der Marzoller Au wurde diese von Wolfgang Bittner als Beispiel einer positiven Entwicklung erläutert. Hier haben sich Biotope entwickelt, die charakteristisch für einen Auwald sind. Es stellt sich jetzt aber eine neue Frage. Zwischen den Teichen wurden mit Hilfe sogenannter Mönche künstliche Verbindungen unter den Forst- und Wanderwegen hindurch geschaffen. Allerdings ohne die Rechnung mit dem Biber zu machen. Er staut auf, wo es nicht geplant war und verbaut Mönche, dass sie undurchlässig werden. Was ist zu tun? Soll man sich mit der Wegführung jeweils nach dem Biber richten, oder soll man die Wasserläufe aufwändig freihalten? Der Biber, das ist bekannt, der ist fleißig.

Nach mehreren Zwischenstationen ging Erich Prechtl noch ausführlich auf die Hochwasserproblematik in Freilassing ein. Die 2013 so katastrophalen Überflutungen waren eigentlich vorhersehbar, da das Flussbett der Saalach vor der Eisenbahnbrücke nur ein dreissigjähriges Hochwasser aufnehmen kann. Darauf wurde bereits bei einem Gutachten von 2001 hingewiesen. Es blieb ungehört, so der Referent.

Im Gasthof Zollhäusl in Freilassing wurde dann noch ausgiebig diskutiert und von Erich Prechtl das Fazit gezogen. Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL) sei von entscheidender Bedeutung für die Gewässer des ganzen Kontinents. Bereits bis 2015 sollte sie umgesetzt werden. Bis dahin hätten alle Gewässer einen guten ökologischen Zustand oder ein gutes ökologisches Potential erreichen müssen. Leider hinken Bayern und Deutschland  bei diesem Auftrag gegenüber anderen Ländern weit hinterher. Auch dazu sei die Saalach-Allianz  im Jahr 2014 gegründet worden. Sie ist ein Zusammenschluss von Naturschutzverbänden, Fischereivereinen und Kanusportlern aus Bayern und Österreich (www.saalach-allianz.info)

Was es jetzt braucht sei der politische Wille, Flüsse wieder lebendiger und erlebbarer zu machen, so der Sprecher der Allianz. Auch die Bevölkerung ist dazu aufgefordert, für den Wert naturnaher Gewässer einzutreten.

Erich Prechtl