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Naturschutzverbände und Saalachallianz beraten

Was will man der Saalach noch alles zumuten?

 

Das fragte man sich bei einer Zusammenkunft der Saalach-Allianz in der vergangenen Woche im Gasthaus Schießstätte in Bad Reichenhall.

 

25.08.2015

Was will man der Saalach noch alles zumuten?

Das fragte man sich bei einer Zusammenkunft der Saalach-Allianz in der vergangenen Woche im Gasthaus Schießstätte in Bad Reichenhall.

 

Geladen hatte Erich Prechtl von der Saalach-Allianz und alle Naturschutzverbände gaben sich ein Stelldichein: Bezirksfischereiverein, BUND Naturschutz, Landesbund für Vogelschutz und Tierschutzverein Bad Reichenhall. Schon daran konnte man erkennen, wie viel Brisanz das Thema Wasserkraftwerk „Nonner-Rampe“ enthält.

Den Anwesenden war klar, dass in Bayern alle Flüsse bereits jetzt weitgehend mit Kraftwerken ausgebaut sind. Bayern erzeugt mit diesen Kraftwerken ca. 15% seines Strombedarfs, ca. fünfmal so viel wie in den anderen Bundesländern. Selbst wenn man jetzt nochmals 1000 weitere Anlagen bauen und dabei alle noch vorhandenen natürlich fließenden Gewässer in Bayern opfern würde, ließe sich das Energiedargebot gerade einmal um ein halbes Prozent erhöhen.

Optimierung bestehender Kraftwerke und Einsparen von Energie

Das kann nicht der richtige Weg sein. Neue Wasserkraftwerke bedeuten hohe ökologische Schäden bei nur geringem ökonomischen Nutzen. Anstelle des Neubaus kann eine Optimierung der Energieausbeute an bestehenden Kraftwerken den Beitrag der Wasserkraft erhöhen, natürlich mit der Verpflichtung, dass eine Optimierung nicht zu ökologischen Verschlechterungen in Fluss und Aue führt.

Die „Energiewende“ in Bayern kann aber nicht erfolgreich sein, wenn das Einsparen von Energie eine völlig untergeordnete Rolle spielt. Im Energiekonzept der bayerischen Staatsregierung gibt es keine ernstzunehmenden Einsparziele. Eine Studie des BUND Naturschutz, angefertigt durch die Energieagentur Nordbayern, zeigt jedoch die Möglichkeiten auf: Einsparungspotential des Stromverbrauchs in Bayern bis 2030 (gegenüber 2010) um bis zu rund 38% sind möglich. Dabei enthalten nicht nur Verkehr und Industrie große Einsparpotentiale; auch in jedem Haushalt gibt es Möglichkeiten bei verbessertem Nutzverhalten.

Fische müssen wandern können

Alle Fischarten müssen, um überlebensfähige Populationen erhalten zu können, während ihres Lebenszyklus wandern. Sei es um Nahrungsgründe und Laichplätze aufzusuchen oder Winterquartiere zu erreichen. Durch die fehlende Durchgängigkeit unserer Flüsse sind bis heute fast 40% der ursprünglichen bei uns heimischen Fischarten ausgestorben, weitere 18% gelten als gefährdet. Die Saalach bietet im Bereich zwischen Luitpoldwehr und Käferhammerwehr die einzige Möglichkeit für eine sich selbst erhaltene Fischpopulation. Die Gewässerdurchlässigkeit ist daher ein zentraler Punkt im ökologischen Gewässermanagement. Die Europäische Union (EU) verfolgt mit der Wasserrahmenrichtlinie (2006/60/EG) aus dem Jahr 2000 ein ganzheitliches Schutz- und Nutzungskonzept für die europäischen Gewässer. Die Oberflächengewässer sollen möglichst im Jahr 2015, spätestens aber im Jahr 2017 einen „guten“ oder „sehr guten“ ökologischen Zustand erreicht haben. Fraglich ist, ob das geplante Wasserkraftwerk am Nonner Steg dieser Wasserrahmenrichtlinie stand hält.

Breitwasser statt Hochwasser

Alle Saalach-Anliegern denken noch mit Schrecken an das Hochwasser von Juni 2013. Am 02.06.2013 stieg das Grundwasser in weiten Teilen Karlsteins, sowie der Frühlingstraße, der Gewerkenstraße, Saalachstraße bis zur Teisendorferstraße und in Nonn hinter den Tennisplätzen. Im Einsatzbericht der Feuerwehr von Bad Reichenhall ist zu lesen, dass nur durch gezieltes Abpumpen in der Frühlingstraße und beim Umspannwerk der E.ON im Ortsteil Staufenbrück ein großflächiger Stromausfall (mit sicherlich schlimmen Folgen) im Stadtgebiet verhindert werden konnte. Am 03.06.2013 eskalierten die Probleme im Krankenhaus von Bad Reichenhall. Durch das immer schneller steigende Grundwasser drohte die Stromversorgung komplett auszufallen. Sämtliche Operationen wurden abgesagt und Intensivpartien wurden in andere Krankenhäuser verlegt.

So eine Wetterlage wie im Jahr 2013 kann sich jederzeit wiederholen. Wenngleich keiner  absehen kann, wie sich der geplanten Einstau der Saalach am diskutierten Kraftwerk auf das Grundwasser des damals betroffenen Areals auswirkt, so dürfte dennoch unumstritten sein, dass mit einem solchen Einstau schon bei geringeren als dem Hochwasserereignis von 2013 mit seinerzeit vergleichbaren Auswirkungen zu rechnen ist.

Unsere österreichischen Nachbarn hingegen haben bereits Nägel mit Köpfen gemacht: Am letzten Freitag wurde von Umweltminister Rupprechter und Wasserbau-Landesrat Schwaiger die Hochwasser- und Renaturierungsarbeiten am Saalach-Spitz eröffnet. Hier wurde der Saalach wieder mehr Raum und Dynamik eingeräumt – Platz für Breitwasser statt Hochwasser.

So ein Konzept wünschen sich die Umweltverbände für die Saalach und setzen auf eine Renaturierung der Strecke zwischen Luitpoldwehr und Käferhammerwehr.

Fazit:

Bei gesetzlich unabdingbarem Schutz der ökologischen Beschaffenheit der Saalach und ihrer darin lebenden artenreichen Fauna, dem notwendigen Schutz der im hochwassergefährdeten Gebiet lebenden Menschen und vorhandenen Gebäuden sowie dem möglichen hohen Einsparpotential an elektrischer Energie bedarf es zu den in Bayern schon vorhandenen weit über 4.000 kleineren Wasserkraftanlagen keiner weiteren, so dass sich eine solche auch an der Nonner Rampe erübrigt.

Ute Billmeier

Heimatzeitung