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Ganghoferfeld muss tabu bleiben

BUND Naturschutz gemeinsam mit Landesbund für Vogelschutz gegen Biotopzerstörung

Berchtesgaden: Weitere Themen auf dem Monatstreff waren das Salettl am Watzmannhaus, das FFH- und Landschaftsschutzgebiet in Winkl, die Jennerbergstation, der Götschenausbau sowie das Wasserkraftwerk im Zauberwald

 

18.05.2019

Ganghoferfeld muss tabu bleiben

(18.05.2019) BUND Naturschutz gemeinsam mit Landesbund für Vogelschutz gegen Biotopzerstörung

Berchtesgaden: Weitere Themen auf dem Monatstreff waren das Salettl am Watzmannhaus, das FFH- und Landschaftsschutzgebiet in Winkl, die Jennerbergstation, der Götschenausbau sowie das Wasserkraftwerk im Zauberwald.

Ganghoferfeld

Auf dem Monatstreff der Ortsgruppe des BUND Naturschutz (BN) sprachen sich die Mitglieder und Interessierten gemeinsam mit dem Landesbund für Vogelschutz (LBV) gegen die geplante Bebauung des Ganghoferfeldes aus. Der obere Teil des Ganghoferfeldes bildet gemeinsam mit dem Teilstück Nr. 14 an der B20 das Ende einer Kette kartierter Biotope, die bis Ramsau reicht. Es ist der Südost- bis Südabfall des Götschen-Bergstocks, der auf Moränendecken angelegt und von den Werfener Schichten überlagert ist. Einem Teil der dazugehörigen Biotope wurde der Schutzstatus eines FFH-Gebietes zugeordnet.  In einer Biosphärenregion würde man erwarten, dass die Biotope miteinander vernetzt werden statt sie zu zerstückeln.

Nachdem erst vor wenigen Wochen der Bebauungsplan ‚Burgergraben‘ in der Strub mit 70 Wohneinheiten verabschiedet wurde, am Kressenfeld der Bau für fünf Einfamilienhäusern vorbereitet wird - alles für Einheimische - stellt sich die Frage, ob wirklich eine weitere Wiese – noch dazu in einer landwirtschaftlichen Gunstlage - verbaut werden muss.

Denn nachdem die Schlagzeile ja lautete, dass Wohnraum für Einheimische geschaffen werden sollte, fand sich im Text keinerlei konkreter Hinweis auf den Anteil der für Einheimische reservierten Parzellen. Zumal auch das Wettbewerbsrecht hier sehr enge Grenzen setzt. ‚Dass die Bebauung ausschließlich für Einheimische zur Verfügung steht, halte ich für sehr unwahrscheinlich. Üblicherweise werden maximal 30 – 50 Prozent dem Einheimischenmodell zugeführt‘, gab Frau Dr. Riel, 2. Vorsitzende vom LBV zu bedenken.

Auch Florian Kastner hatte größte Bedenken, wenn hier ein weiteres Stück seiner Heimat verbaut wird und eine neue Siedlungseinheit geschaffen werden soll, ohne dass irgendwie erkennbar ist, dass die Reduzierung des Flächenverbrauchs oder der Artenschutz berücksichtigt wurden. Die stets variierenden und in sich widersprüchlichen Begründungen zur Ausweisung neuer Bauflächen wurden von BN-Kreisvorsitzender Rita Poser kritisiert. Beim Pfaffenfeld hieß es, dass Arbeitsplätze für Einheimische geschaffen werden sollen. Jetzt heißt es, dass Wohnraum für die Beschäftigten im Pfaffenfeld benötigt würden.

Im FFH- und Landschaftsschutzgebiet bei der Kiesgrube Heitauer sollen ein Hackschnitzelheizwerk und eine Kompostieranlage errichtet werden, obwohl das Gewerbegebiet Pfaffenfeld der richtige Standort dafür wäre. Für die Standortauswahl dürfte mitentscheidend gewesen sein, dass die Firma Heitauer ihre Kiesgrube massiv erweitern möchte und dafür ebenfalls das FFH-Gebiet und Landschaftsschutzgebiet in Anspruch genommen werden müsste.

Als weiteres Projekt in Bischofswiesen ist der Ausbau des Schisportgeländes am Götschen vorgesehen, an dem die Umweltverbände bisher nicht beteiligt wurden. Hier plant dasselbe Büro wie am Jenner. Ohne Umweltverträglichkeitsprüfung, die alle Eingriffe erfasst und abwägt, wird es vom BUND Naturschutz keine Zustimmung geben. Im Unterschied zur Bedrohung des Birkhuhns am Jenner ist hier das streng geschützte Auerhuhn beheimatet. Wie eine aktuelle Untersuchung ergab, wurde es bereits durch den bisherigen Schibetrieb aus wesentlichen Teillebensräumen verdrängt.

Die Kreisvorsitzende informierte über den aktuellen Stand beim Watzmannhaus. Hier wird noch immer mit der DAV-Sektion München nach einer für beide Seiten akzeptablen Lösung unter Beachtung der Nationalparkverordnung gesucht.

Bei der Villa Schön ist abzuwarten, wann das Verwaltungsgericht den Augenscheintermin anberaumt und danach seine Entscheidung trifft. Erfreulich sind die zahlreichen Spenden, mit denen bisher ein Großteil der Verfahrenskosten finanziert werden konnten. Dafür ein Dankeschön an alle Unterstützer.

Aktualisierung: Der Termin wurde inzwischen auf den 16.7.2019 um 15.00 Uhr festgelegt. Um 15.30 Uhr findet die mündliche Verhandlung im Rathaus Berchtesgaden statt.

Auch an der Jennerbergstation gibt es kurz vor der Eröffnung noch strittige Punkte bezüglich der Öffnungszeiten. Das Motto ‚Alles geht am Jenner‘ deutet schon darauf hin, dass es sich dabei nicht um Naturschutz handelt, obwohl das Gebiet vom Nationalpark umgeben ist. Die gewünschten Öffnungszeiten der Berggaststätte würden es auch ermöglichen, dass künftig Silvester dort gefeiert werden kann. Dies, darin waren sich die Naturschützer einig, sollte unbedingt verhindert werden, denn ein nicht auszuschließendes Silvesterfeuerwerk würde die Tierwelt in einem Schutzgebiet in Angst und Schrecken versetzen.

Bedauerlich, dass das Almdorf Vorderbrand genehmigt wurde und so die Zersiedelung der Landschaft immer weiter voranschreitet. Auch beim neuen Hotelprojekt Königssee sollen nach wie vor im bergsturzgefährdeten Gelände Chalets – genannt Waldzimmer – errichtet werden. Der BN wird die ihm zur Verfügung stehenden Mittel nutzen, um dies zu verhindern.

Wasserkraftwerk Zauberwald

Zuletzt berichtete Rita Poser noch über einen Ortstermin im Zauberwald in der Ramsau, wo in exponierter Lage ein neues Wasserkraftwerk errichtet werden soll. Ausgerechnet gegenüber der vielbesuchten und romantischen Uferzone ist ein groß dimensioniertes Ausleitungsbauwerk geplant!  Das Ausleitungsrohr mit einem Innendurchmesser von 1,20 Meter soll in der vielgestaltig-schönen Uferböschung verlaufen. Die BN-Vertreter mussten diesen Planungen deshalb eine Absage erteilen.

Über das Ergebnis des Volksbegehrens ‚Rettet die Bienen‘ waren alle Teilnehmer hocherfreut, zeigt es doch, dass die Bürger wesentlich vorausdenkender als viele Politiker sind. Ministerpräsident Söder hat das erkannt und die richtigen Konsequenzen gezogen. ‚Nun wünschen wir uns, dass auch auf kommunaler Ebene nachgezogen wird,‘ war das Schlusswort von BN-Ortsvorsitzendem Paul Grafwallner.

Rita Poser , Kreisvorsitzende